Der zerstörte Ponyhof

Monterey. Stadt in Kalifornien und Sehnsuchtsort ambitionierter Popkultur leiht dem neuen Album der Hamburger Band Die Heiterkeit ihren Namen.

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Kalifornien ist ein markanter Dreh- und Angelpunkt des Albums, und geschichtsträchtig ist auch der Albumtitel. 1967 erschuf das Monterey Pop Festival einen Mythos. Bilder des Festivals – und mit ihnen bestimmte Vorstellungen von Pop – sind ins kollektive Gedächtnis übergegangen. In elf Songs nimmt Die Heiterkeit Position zur Welt ein. Leitmotiv: Der Glaube an die Dissidenz von Pop. Aus einer politischen Agenda ist längst Nostalgie geworden. Und bereits damals hatte die Hippie-Idylle ihre Kritiker. Etwa jene Künstler, die wenig später an der Ostküste der USA den popkulturellen Gegenentwurf vorlegten: Lou Reed, Andy Warhol, Factory, Avantgarde. "Factory" heißt auch das Auftaktstück des Albums. Die Heiterkeit spannen gleich einen mächtigen Referenz-Bogen auf: Wie bei den Fanfaren in den Signations großer Filmeproduktionsfirmen setzt die Band Synthesizer ein, um sie salopp in Gitarrenmusik zu brechen.

Die Heiterkeit macht Pop, aber keinen, der so ist wie früher. Auch keine naive Reminiszenz an vermeintlich bessere Tage. Pop auf der Höhe und mit dem Erfahrungshaushalt der Zeit. Bedacht, unaufgeregt, mitunter zögernd, aber stets erfrischend klar spielen die drei Musikerinnen ihre Musik. Mit Gitarren, die nach enttäuschtem Glück, aber immer noch nach begehrter Lebensfreude klingen. Einer Freude, die Die Heiterkeit bereits am Cover ihres ersten Albums charmant und pointiert ausdrücken: mit einem Smiley nämlich, dessen Mund entfremdet und gelangweilt gerade der Welt entgegenblickt. Es gibt keine Höhepunkte auf Monterey. Von jedem Punkt des Albums aus lässt sich eine Vermessung der Welt angehen. "Bleib, wenn du magst, so lange, wie du Zeit hast", heißt es im letzten Stück "Pauken und Trompeten". Im Nachhall von "Monterey" möchte man noch lange verweilen.

"Monterey" von Die Heiterkeit ist bereits via Staatsakt erschienen.

Bild(er) © Staatsakt
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