"Evolve" macht Spaß, aber wenn keiner was sagt, herrscht häufig der Zufall.
Vier Jäger jagen ein gewaltiges Monster. Und alle fünf werden von realen Spielern gesteuert. Das ist die hübsche Idee hinter "Evolve", die schon im Vorfeld für viel Freude gesorgt hat. Vier gegen eins im Dschungeldickicht, das bringt einmal wieder Abwechslung ins Genre.
Und das Spielsystem ist geglückt: Trotz wenig Umfang entfaltet sich in jeder Runde eine ganz neue, im Idealfall dramatische Geschichte, in der die Jäger zur Beute werden. Denn zu Beginn jeder Partie schleicht das geübte Monster vorsichtig durch die Büsche und versucht Wildtiere zu fressen, ohne durch aufsteigende Vögel oder Lärm die Jäger anzulocken. Und erst wenn der volle Magen der Bestie zum Stufenaufstieg verhilft, gleicht sich das Kräfteverhältnis langsam aus.
Gameplay hoch Vier
Die Jäger auf der anderen Seite sollten im Team schnell und präzise arbeiten, denn wenn die Beute rasch entdeckt ist, leistet sie noch recht wenig Widerstand. Und jedem der vier Jäger ist aufgrund seiner Fähigkeiten eine klare Rolle zugeteilt, die auch erfüllt werden muss, damit das Werkl funktioniert. Der Assault beispielsweise sollte die Aufmerksamkeit des Monsters im Kampf auf sich ziehen und Schaden machen, während ihn der Medic heilt und der Support seine Schlagkraft verbessert. Und der Trapper… Nun ja, wer wenig Geduld mit seinen Mitspielenden hat, der sollte den Trapper wählen.
Ernsthafte Online-Spieler sind selbstverständlich verkabelt, um ihren Kollegen ins Ohr zu brüllen, was sie nicht für Noobs sind, aber eben auch, um sich mit ihnen abzusprechen. Und genau das wäre auch in "Evolve" erstrebenswert. Aber obwohl das Headset im Lieferumfang der aktuellen Konsolengeneration inbegriffen ist und an jedem PC spätestens seit Skype ein Micro hängt, bleiben die Leitungen oft still.
Alphatiere aus Mitteleuropa
Und dann stehe ich da, zu Rundenbeginn, neben unserem Trapper und der wartet darauf, dass jemand was tut oder auf eine himmlische Eingabe oder er ist gerade am Klo. Aber er, der uns zum Monster führen sollte, tut nichts. Meistens ist es dann so, dass der erste, der sich bewegt, zum Rudelführer wird. Dem laufen dann alle nach, um zu sehen, ob er womöglich einen Plan hat. Recht häufig hat er den nicht.
Auch in diesem Chaos kann Evolve einigen Spaß machen und immer wieder findet das Team der Jäger auch ohne Worte in ein funktionierendes System hinein. Im Grunde ist ohnehin klar, was jeder zu tun hat. Aber wirklich entfalten kann sich das Spiel erst, wenn auch geplaudert wird. Oder eben geschrien. Also müssen wir verklemmten Mitteleuropäer und all die anderen unorganisierten Online-Spieler öfter unsere Schüchternheit überwinden und den fremden Menschen "Hallo" sagen. Denn dann wird das vermeintlich übermächtige Monster schnell zur routiniert erlegten Jagdbeute – und das ist wohl mit ein Grund, warum mit zunehmendem Spielfortschritt kaum jemand mehr das Monster spielen will.
Evolve ist für PC, PS4 und Xbox erhältlich, hier zur Homepage.