Nachdenkliche Sprüche ohne Bilder

Das Wirtschaftsblatt hat Shareables für sich entdeckt. Mit nachdenklichen Sprüchen erobert es Facebook.

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

Man ist ja dankbar. Die Zeit im Bild hat auf Facebook irgendwann gelernt, dass Videos interessanter sind als TV-Thek-Links, Die Tagespresse gäbe es ohne Social Media auch nicht, Der Standard haut die Wuchteln nur so raus, als wären alle Schreiber dort mit Smartphone und Dank Memes aufgewachsen und selbst Die Presse macht einen guten Job. Auch wenn sich auf Facebook für Medien kein Geld verdienen lässt, sind wir eigentlich froh, dass Medien unsere Timelines bereichern. Letztens haben wir aber etwas besonders Skurilles gefunden.

Das Wirtschaftsblatt. Es hat nicht gerade unsperrige Themen für die Social-Media-Welt. Highly shareable sieht anders aus. Die Facebook-Präsenz erstrahlt seit letztem Jahr in neuem Glanz. Wo früher großteils unmotivierte Beiträge mit Short-URLs oder langweilige Bilder prangten, findet man heute ziemlich intelligente Sprüche und Weisheiten. Diese sind mit ebenso intelligenten Hashtags versehen. Der beliebteste Tag ist #chefspruch. So coole Chefs wie beim Wirtschaftsblatt möchte wohl jeder haben.

Wir brauchen mehr Deepness

Die Social-Media-Abteilung macht ihre Arbeit gut. Statt gähnender Leere zwischen Artikeln zur Inflation und Wirtschaftswachstum tummelt sich die Facebook-Gemeinde via Likes, Shares und Kommentaren. Schenkelklopfer wie „Es macht übrigens viel wacher, den Kaffee über die Tastatur zu schütten, als ihn einfach zu trinken.“ oder Deepness wie „Leben ist das Einatmen der Zukunft.“ bewegen die Follower. Es entstehen rege Diskussionen, Freunde werden markiert und es wird in zivilisierter Form kluggeschissen und Dampf abgelassen. Das ist der Traum eines jeden Social-Media-Beauftragten.

Double facepalm – Because one facepalm is not enough to convey how much you fail…

Neben den positiven Stimmen gibt es jedoch auch die konservativen News-Konsumenten: „Euer Ernst?“, oder „Das passt überhaupt nicht zum Wirtschaftsblatt.“ sind die häufigsten Beschwerden der User. Der Reichweite ist das aber nur dienlich. Auch negative Kommentare erzeugen Traffic.

Die Frage, was das Ganze inhaltlich soll, steht natürlich schon im Raum. Sprüche wie „Ich schicke den Besten aus meinem Team. Ich komme selbst!“ sorgen für den Höhö-Effekt. „Gib die Gewohnheit aufzugeben auf.“ fühlt sich wie ein Tritt in die Magengrube mit einer Portion Fremdschämen an. Wie man generell den Eindruck hat, hier hat jemand den Motivations-Ratgeber von Gordon Gecko gefunden und muss diese nun bis an sein oder ihr Lebensende in Text-Bilder für das Wirtschaftsblatt umbauen. Wir wundern uns. Und dann wundern wir uns auch wieder gar nicht. Denn so lange der Reach stimmt, ist sowieso alles erlaubt im Facebook-Dschungel.

www.facebook.com/wirtschaftsblatt

Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...