Nazis necken: Kunst gegen rechte Recken

Hasspostings vor die Twitter-Zentrale sprühen. Patrioten ihre Rechtschreibfehler vorhalten. T-Shirts und Kopftücher mit Parolen bedrucken. Die Kunst kennt viele Arten, auf rechte Hetze zu antworten. Manche schockieren, die meisten haben Schmäh.

Alpenland in Frauenhand

H.C. Strache macht Kopftücher? Nein, eh nicht wirklich. Aber vielleicht erinnern sich manche an die Aktion des Innsbrucker Künstlers David Prieth vom Jänner 2016. Er hatte die Domain „hc-strache.at“ gekauft, zum Verwechseln ähnlich mit der echten Page des freiheitlichen Parteichefs. In einem Webshop auf der Seite wollte Prieth für kurze Zeit T-Shirts, Hoodies und eben auch Kopftücher mit dem goldenen Aufrdruck „Haute Couture Strassenchefin“ und anderen Sprüchen vertreiben. Oder, wie der Künstler bewusst provokant auf der Website schreibt: „Haute Couture STRAssenCHEfin“. Natürlich war die FPÖ not amused, und die ganze Sache gipfelte in einen Zivilprozess im Feber 2016. Heraus kam ein Vergleich: Die Domain durfte so nicht online gehen, blieb aber im Besitz des Tirolers.

In Wien hat sich eine Frauentruppe eine ganz bestimmte Macho-Gruppe innerhalb der rechten Szene angenommen, den Burschenschaften. Künstlerinnen und Aktivistinnen gründeten die Hysteria – nach eigenen Angaben bereits 1810, also noch vor der von Deutschnationalen gefeierten Urburschenschaft zu Jena. Überhaupt läuft hier vieles mit Augenzwinkern. Die rein weibliche Burschenschaft wählte schwarze Anzüge, rote Kapperln als Uniform und eine Hyäne als Wappentier. Kürzlich „übernahmen“ sie das Ottakringer Stüberheim, einen ehemaligen Nazitreff. Sie verkehren spielend rechte Begriffe, störten bereits den mittwöchlichen Burschenschafter-Aufzug an der Rampe der Uni Wien durch Gesänge, wenden patriarchale Stereotype gegen Männer und infiltrierten auch den Wiener Akademikerball. Ihr Wahlspruch lautet „Heil Hysteria!“.

Vermutlich wird die Hysteria, wie so oft, die Bezeichnung als Satire- oder Kunstprojekt wieder barsch von sich weisen und diesen Beitrag daher als „Fake News“ geißeln. Soll uns recht sein, wenn es ihrer Sache hilft.

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