Never Mind The Cocktails

Die Szene in Wien floriert. Doch neben den großen Locations wird nach wie vor in kleinen Clubs, in den Beisln und Pubs der Hauptstadt gefeiert. Doch tut sich da was? Genau hier fragen wir nach. Heute bei Ralf vom Loop.

Musikalisch seid ihr ja nicht so eingeschränkt. Das Programm ist quer durch. Gibt es trotzdem Sachen, die euch nicht ins Haus kommen?

Ja. Also probiert haben wir einiges – wirklich in jede Richtung. Festgelegt haben wir uns anfangs definitiv auf Funk, Groove, Hip-Hop und Jazz. Das kam natürlich auch durch die Sesssions, die alle in den Genres beheimatet sind. Mit elektronischer Musik haben wir es auch teilweise probiert, hat aber nicht so gut funktioniert. Was jetzt am Gürtel auch nicht so gut funktioniert, außer bei der Auslage halt. Aber der Gürtel ist halt einfach rockig. Deshalb haben wir auch viele Rockkonzerte. Viele junge Bands, die auch im Rock beheimatet sind. Also ich sag jetzt mal von Rock bis Hip-Hop haben wir alles dabei. Es geht definitiv auch noch darum, dass es nicht soweit von der Masse entfernt sein darf. Das ist auch ein Risiko. Wir hatten auch mal die Metal Richtung eingeschlagen, hat aber nicht funktioniert. Berliner Battle Rap – hat nicht funktioniert. Was natürlich schade ist. Aber außen stehende Genres funktionieren bei uns einfach nicht, deshalb sind wir auch recht im Mainstream aufgestellt.

Da muss man dann vielleicht etwas kleiner sein, wie das Rhiz zum Beispiel.

Das Rhiz hat so seine ganz eigenen Qualitäten. Ich mag es ja sehr gern, weil es eben so ein spezieller Ort ist. Man geht auch ins Rhiz, um mal etwas Schräges zu erleben. Aber das wissen auch ganz viele und suchen deshalb das Rhiz auf. Das hat einfach seine ganz eigene Welt geschaffen, wie auch das Chelsea.

Ist euch die Unterstützung von jungen und lokalen Bands wichtig?

Definitiv. Ja klar. Die Bühne soll auch wirklich offen sein für alle. Das Konzept ist so, dass wir generell gar keinen Eintritt haben. Wir hatten mal Eintritt, aber das war eher nur zwangsweise. Das Ziel ist, dass die Leute da bleiben wenn sie Spaß haben und wenn sie keinen Spaß haben, müssen sie nicht bleiben um ihren Eintritt zu rechtfertigen. Das ist eigentlich das Schlimmste am Weggehen. "Jetzt habe ich zehn Euro gezahlt, jetzt muss ich auch drei Bier trinken und drei Stunden bleiben, damit sich das ausgezahlt hat." Gerade die jungen Bands, nicht nur aufs Alter betroffen, sondern auch neue Bands, die spielen lieber vor einer vollen Hütte als das sie da Kleingeld raus bekommen, mit dem sie sowieso nicht ihr Equipment bezahlen können.

Musik ist Kunst und Kunst hat ihren Preis. Wie finanziert ihr die Künstler, wenn ihr keinen Eintritt verlangt?

Es ist immer von der Situation abhängig. Wir haben keine Raummiete und keinen Mindestumsatz, weil wir profitieren ja davon, wenn eine Band spielt. Erstens nehmen die immer Leute mit, zweitens passiert etwas im Laden. Im besten Fall hat man eine volle Hütte, gute Musik und alle haben Spaß. Aus dem Grund geben wir den Musikern auch etwas zurück, soweit es geht. Wir haben eine prozentuale Umsatzbeteiligung für die Musiker, die wir dann auch ausbezahlen. Es ist natürlich keine Gage, aber die Unkosten kann man auf jeden Fall damit decken. Freigetränke gibt es natürlich auch. Man schaut, dass man ein freundliches Miteinander findet, wo jeder sein Stück vom Kuchen abbekommt.

Kriegt ihr viele Bandanfragen?

In den ersten Jahren hat man selber noch gesucht, was es natürlich schwer macht, wenn man nicht die großen Gagen hat. Das war ein schwieriger Prozess. Am Anfang war ja nicht einmal eine Tankfüllung für Graz-Wien oder Linz-Wien drinnen. Jetzt ist das natürlich anders. Jetzt haben wir schon einige Anfragen. Aus dem Live-Donnerstag wurde mittlerweile auch schon ein Live-Mittwoch, der hat sich mit Programm gefüllt und jetzt planen wir auch den Dienstag zu bespielen.

Elektronische versus Livemusik? Was funktioniert besser?

Es kommt ganz auf die Veranstaltung an. Einer der schönsten Abende war mit Gudrun von Laxenburg, da waren sie noch sehr sehr frisch und ich hab sie auch das erste mal hier gehört. Die kamen damals auch über die Dorfdisko. Da hat die Masse gebebt. Es funktioniert definitiv schon, aber der Rahmen muss passen. Ich glaube der Gürtel allgemein ist nicht der richtige Platz für elektronische Musik. So wie zum Beispiel der Donaukanal. Oder das Freihausviertel.

Du bist ja jetzt schon zehn Jahre im Loop. Wie hat sich in der Zeit generell die Ausgehkultur in Wien verändert?

Also primär ist das Bier teurer geworden. Ich weiß nicht ob sich da etwas verändert hat. Ich glaube, dass es immer noch das selbe ist, man sich selbst nur verändert und dann alles anders wahrnimmt. Ich denke, es ist alles noch beim alten, außer dass sich die Orte und Locations verschieben. Also temporär gibt es dann mal wieder einen Hype am Donaukanal oder in der Gegend von der Grellen Forelle. Mit der Pratersauna wurde auch ein ganz neues Areal eröffnet, aber alles im gesunden Wandel. Wenn ich mich jetzt selber anschaue, müsste ich lügen, wenn ich sage, dass ich früher nicht am Schwedenplatz meine Freitage und Samstage verbracht habe. Ich denke, dass das schon noch der Spot ist für Teenager.

Wenn man solange in einem Lokal wie dem Loop arbeitet, wird man ja sicher betriebsblind. Was würdest du sagen, ist dein Lieblingslokal am Gürtel?

Definitiv das Rhiz. Also dort verbringe ich, außerhalb des Loops, sicher die meiste Zeit. Ich würde dem Loft ganz gern noch einmal eine Chance geben. Ich war dort jetzt schon lang nicht mehr, auch wegen der Akustik. Die Auslage finde ich eigentlich auch wieder sehr nett. Privat bin ich dann aber schon auch in anderen Vierteln unterwegs, weil man eh schon so viel Zeit am Gürtel verbringt.

Was muss man tun, um bei euch nicht rein zukommen?

Also um nicht rein zukommen, musst du schon ganz viel falsch machen. Reinkommen tut eigentlich jeder. Keinen Eintritt, keine Securities – Es soll sich auch jeder ein eigenes Bild hier machen können. Am Schönsten wäre es natürlich, wenn es einem nicht gefällt, dass er von selbst wieder geht. Wenn es jemanden nicht gefällt und er dann Scheiße baut, fliegt er raus. Aber das ist glaube ich überall so. Aber wir haben eigentlich wenig Probleme damit.

Wie sieht das mit Securities auch. Bräuchte man welche, habt ihr mal daran gedacht?

Wir hatten in den zehn Jahren, glaube ich, dreimal Securites. Hat aber nichts gebracht. Wenn dann muss der Security aus eigenen Reihen kommen, den Laden kennen und im Team integriert sein. Das nächste ist – hätten wir Securities, würden die Bands gar kein Geld mehr bekommen. Und das ist absolut nicht der Sinn der Sache, wenn es auch ohne geht. Einfach locker bleiben – dann geht das eh alles. Es wurde noch keiner mutwillig verletzt. Wir können froh sein, dass wir keine Securities brauchen.

Das Loop hat jeden Tag ab 19:00 Uhr geöffnet. Die Getränkepreise befinden sich im gesunden Mittelfeld. Da man auf leeren Magen nicht trinken soll, gibt es im Loop außerdem leckere Bento-Boxen zwischen fünf und sieben Euro. Die aktuellen Events kann man hier nachlesen.

Mehr zur kleinen Clubkultur gibt es hier:

Das Bach: Der Punk geht den Bach runter

Polkadot: Jetzt bin ich der Chef

Shelter: Gimme Shelter

Café Carina: Rock’n Roll im Drogenmilieu

Local: Rock am Ende des Gürtels

B72: Indie Disco Inferno auf zwei Floors

Tüwi: Eine endlose Abrissparty

Kiez: Einmal ohne Bühne, bitte!

Café Prosa: Luft und Liebe

Avalon: Wirtshaus mit Kulturschock

Tonstube: Fusion-Clubbar mit Privatstrand

Zwe: Jazz ist anders

Bild(er) © Bild 1+2 by Christoph Radl
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