Benedikt Kirsch – Designer des Kinderspielzeugmöbels Tukluk – im Interview über den Stellenwert von Förderungen, den Spaß am Verkaufen und die Illusion, "mit einer guten Erfindung ganz schnell reich zu werden…"
Mit dem diesjährigen Call "New Sales" (17.6. bis 3.10.2013) fördert departure innovative Vertriebsstrategien Kreativschaffender und knüpft an den letztjährige Förderschwerpunkt „Kooperation“ an. The Gap hat auch in diesem Jahr wieder die depature get together mit veranstaltet und begleitet, heuer mit vier "best practice"-Beispielen, die uns in Interviews zum Thema aus ihrer Erfahrung berichteten: Eva "Blut" Buchleitner, Lothar Trierenberg (das möbel), Benedikt Kirsch (Tukluk) und Matthias Fiegl (Lomographic Society) zum Thema.
Dass es gerade vielen jungen Kreativen schwer fällt, gute Ideen und Produkte auch erfolgreich zu vermarkten, kann der junge Designer Benedikt Kirsch an seiner eigenen Geschichte nacherzählen. Noch als Student der Architektur und Bildhauerei entwickelte er das "Produkt" zusammen mit Katharina Schildgen – mit einem künstlerisch-kreativen Anspruch und viel Motivation, aber ohne Wissen über Marketing.
The Gap: Tukluk ist ein multifunktionales Spielzeug, mit dem Kinder bauen, spielen, in dem sie turnen und sich verstecken können. Was gab die zündende Idee für die Entwicklung des Tukluk?
Benedikt Kirsch: Wir waren begeistert von der Idee, eine raumgreifende Baustelle für Kinder zu entwickeln. Heraus gekommen ist nach viel Auseinandersetzung ein System, dass gleichermaßen Spielzeug und Möbel ist.
Hast du bzw. habt ihr selbst Kinder?
Nein.
Das Tukluk soll die kognitiven wie motorischen Fähigkeiten von Kindern fördern sowie räumliches Denken. Wie viel nahm ein künstlerischer und pädagogischer Gedanke bei der Produktentwicklung ein?
Es war immer unser Ziel, dass am Ende die Themen Bewegung und Kreativität, Fläche und Raum, Aktivität und Passivität dem Produkt ganz selbstverständlich immanent werden. Ich finde gut, dass sich die Idee, in all ihren inhaltlichen Überlegungen, vollständig veräußert hat, und die Erklärung von Hintergründen meistens überflüssig bleibt. Kinder wissen schnell, was Tukluks sind.
Wie lange hat die Entwicklungsphase gedauert – welche Kooperationen waren nötig?
Nach ungefähr zwei Jahren war die Entwicklung bis auf Kleinigkeiten abgeschlossen. Schon mit den ersten Prototypen haben die Kinder viel Spaß gehabt, aber ich bin jetzt froh, dass wir uns die Zeit genommen haben, noch einige Details entscheidend zu optimieren. Diese Phase hat viel Geduld und auch Geld gekostet. Ohne die Förderung durch departure wäre es da schwer gewesen, so konsequent zu bleiben.
Waren Marketing und Vertrieb ein Thema, das von Anfang an mitgedacht wurde?
Damals habe ich Architektur und Bildhauerei studiert und hatte von Marketing praktisch keine Ahnung. Im dichten Nebel meiner sich prekär zuspitzenden Finanzlage erschien mir der Gedanke, mit einer guten Erfindung ganz schnell reich zu werden, verlockend und plausibel. Diese selten blöde Illusion hat mir immerhin geholfen, mich mit dem Thema Vertrieb intensiver auseinanderzusetzen.
An Presseberichten, auch Auszeichnungen und Preisen mangelt es nicht – Tukluk war u.a. bestes Spielzeug der Playtime Paris 2011 und Gewinner des Wiener Zukunftspreises für Forschung und Innovation 2010. Macht sich das auch bezahlt? Könnt ihr vom Tukluk leben?
Es geht sich aus. Am meisten helfen uns die positiven Stimmen der Kunden. Es gehört für uns zu den schönsten Erfahrungen, dass viele Eltern von sich aus Tukluk in ihrem Umfeld, bei Freunden, in der Kita oder in der Schule weiterempfehlen. Ich erinnere mich, dass ich mich anfangs noch etwas kämpferisch auf ein raues Geschäftsklima eingestellt habe. Und dann ging es überraschend herzlich und kooperativ zu. Das bedeutet mir viel.
Weiter: Benedikt Kirsch über Wettbewerb, E-Commerce und Marketing-Aktionen…