Martin Pichlmair – Mitglied des Independent Game Studios Broken Rules – spricht mit uns über den direkten Kontakt zu den Spielern, risikofreudige Konsolenhersteller und seine Meinung zum derzeitigen Crowdfunding Hype.
Wie waren eure Erfahrungen mit den Konsolenherstellern, die in ihren Downloadshops als Publisher agieren?
Neuerdings agieren Nintendo, Apple und teilweise auch Sony nicht mehr als Publisher, sondern nur mehr als Verkäufer bzw. Agenten. Das macht insofern einen großen Unterschied, als dass wir dadurch sehr viel Freiheit in der Gestaltung von Spielen bekommen. Auch sind die Konsolenhersteller dadurch, dass sie weder ihren Namen noch Geld in die Hand nehmen, risikofreudiger geworden. Das ist vor allem für die Spieler gut.
Wie wichtig ist es dabei Markeketing und Kommunikation mit Fans auch selbst in die Hand zu nehmen – etwa über Social Media Kanäle?
Ich glaube, dass wir als kleine Firma nur mit absoluter Authentizität punkten können. Wir verkaufen uns als das, was wir sind. Das können wir natürlich nur selbst machen. Dennoch arbeiten wir für verschiedene Marketing-Aufgaben mit Externen zusammen, etwa wenn wir ein Video produzieren müssen.
Voriges Jahr gab es ja speziell in der Indie-Game Szene einen enormen Crowdfunding-Hype, also Spiele ohne den Umweg über einen Publisher direkt von den Fans finanzieren zu lassen. Was haltet ihr davon?
Auf der einen Seite ist es großartig, so früh in einem Projekt schon den Reality-Check mit den zukünftigen Spielern zu wagen. Auf der anderen Seite befürchte ich, dass in den nächsten Monaten eine gewisse Ernüchterung einkehren wird, da viele Projekte scheitern werden. Im Grunde halte ich die Entwicklung hin zu Crowdsourcing für eine logische Folge dessen, dass das Internet direkte Kommunikation erlaubt. Es ist ein viel natürlicherer Weg ein Produkt zu lancieren als der alte indirekte Weg. Der größte Nachteil ist vielleicht, dass sichere Produkte – also solche mit geringem Risikofaktor – gegenüber genuinen Visionen bevorzugt werden. Aber vielleicht ist das auch nur eine Frage des Marketings.
Gab es schon Spielprojekte, die ihr aus finanziellen Gründen nicht angehen konntet?
Natürlich gab es die. Wir müssen uns der finanziellen Realität stellen und haben unsere Produktionsweise sehr stark darauf ausgelegt was wir als kleine Firma realisieren können. Ich bevorzuge dennoch die Sicht, dass wir uns bestimmte Projekte einfach gerade jetzt noch nicht leisten können.
departure get together "New Sales": Gute Ideen, bessere Produkte, neue Märkte
Montag 8.7., 18 Uhr, Sektor 5 – Coworking Spaces, Siebenbrunnengasse 44, 1050 Wien
Warum scheitern viele Kreative daran, gute Ideen und Produkte auch an die richtige Zielgruppe zu verkaufen? Wie vermeidet man leere Kilometer? Und warum gehören Vertrieb und Absatz von vornherein mitgedacht?
Martin Pichlmair (Broken Rules), Ali Mahlodji (Whatchado), Thomas Spitzer (Siluh Records) und Michael Holzgruber (Sofa Surfers) im Gespräch mit Martin Mühl (The Gap).
Der Eintritt ist frei.