Auch ohne offizielle Beteiligung von Studio Ghibli behält „Ni No Kuni 2“ die Märchenhaftigkeit seines Vorgängers.
Wenn die Geschichte, die ein Spiel erzählen will, nicht mit dem zusammenpasst, was das Spiel uns tun lässt, ist in der Spiele-Theorie von ludonarrativer Dissonanz die Rede. „Ni No Kuni 2: Schicksal eines Königreichs“ macht das nicht. Der junge König Evan ist vom Thron geputscht worden und verspricht seiner Ersatzmutter und Mentorin, ein neues Königreich aufzubauen. Eines in dem alle glücklich und zufrieden bis an ihre Lebensende leben können. Märchen halt. Und der Präsident der vereinigten Staaten ist irgendwie in Evans Fabelwelt teleportiert worden und unterstützt ihn jetzt bei seinem Vorhaben. Alles ein bisschen naiv, ein bisschen einfach gedacht, aber eben unheimlich sympathisch, flauschig und entspannt.
Und auf ebendieser wohligen Welle gleitet auch das Rollenspielgefühl dahin. Wer die große Herausforderung sucht ist hier definitiv fehl am Platz, denn die Kämpfe in „Ni No Kuni 2“ erinnern an Völkerballpartien zwischen Volkschulklassen: schreiende kleine Gestalten, für die da gerade eine epische Schlacht im Gange ist. Aber von außen betrachtet, lässt sich das recht entspannt genießen. Auch wenn einmal der große Junge aus der vierten Klasse für die andere Seite spielt, kann der gegen die numerische Übermacht der kleinen Heldinnen und Helden wenig ausrichten.
Auch wenn Studio Ghibli am zweiten Teil der Reihe offiziell nicht mehr beteiligt ist, hat die Spielwelt mit ihren Bewohnerinnen und Bewohnern denselben Zauber, wie die des ersten Teils – obwohl ein gänzlich neue Geschichte aus einer anderen Welt erzählt wird. Die teils skurrilen Figuren halten Evan mit ihren gleichzeitig kindgerechten wie amüsanten Problemen auf Trab, während das frisch geschlüpfte Königreich langsam Gestalt annimmt. Gekämpft wird diesmal nicht mehr rundenbasiert, sondern direkt und dynamisch. Und zu den üblichen Scharmützeln eines kleinen Teams auswählbarer Charaktere gesellen sich auch größere Schlachten, die zwar der Epik des Völkerballspiels entbehren, dafür aber für ein wenig Abwechslung sorgen.
Darüber hinaus ist Evan immer auf der Suche nach Bewohnerinnen und Bewohnern für sein Reich, das ebenfalls geplant und ausgebaut werden will und dafür Arbeitskräfte benötigt. Der kleine König hat also alle Hände voll zu tun. Nur, dass die eben nie müde werden und Schwielen bekommen. So verträumt und bestärkend wie die Geschichte gestaltet sich eben das gesamte Spielgefühl. Und das kann durchaus auch einmal viel Freude machen.
„Ni No Kuni 2: Schicksal eines Königreichs“ ist bereits für PS4 und PC erschienen.