Fünf Jahre große Freude mit Spot On Denmark, und jetzt das: noch mehr Nordeuropa, noch mehr spannende Musik. Ein Interview anlässlich der Wien-Premiere des Ja Ja Ja Festivals.
In den letzten Jahren sind auf der ganzen Welt mehr und mehr Showcase-Festivals entstanden. Denkst du, dass diese Entwicklung so weitergehen wird? Und welche Rolle spielen nationale Musikexportbüros als Co-Financiers solcher Veranstaltungen in der Musikbranche?
Das ist schwer zu sagen. Was wir uns immer ganz genau ansehen müssen, ist, was unsere Industrie und unsere Bands am nützlichsten finden, um Künstlerkarrieren aufzubauen. Daran orientieren sich unsere Investments. Da immer mehr Showcase-Festivals aufpoppen und diese ja keine reguläre Gage bezahlen, wird sich auch ein Bewusstsein dafür entwickeln, welche dieser Festivals die Ergebnisse bringen, die ich zuvor beschrieben habe. Unsere Aufgabe ist es, bei der Entwicklung von Musikkarrieren zu helfen. Und um das zu tun, brauchen wir einen guten Draht zu den Musikbranchen in allen Ländern, damit wir herausfinden können, wo diese die größten Erfolgschancen sehen. Unsere Investitionen sind in diesem Bereich sehr niedrig und orientieren sich stark daran, wo Industrie und Bands arbeiten wollen.
Wien ist die dritte Partnerstadt für Ja Ja Ja. War es immer schon Ziel, ein Netzwerk über dem Kontinent aufzuspannen? War Wien dafür eine naheliegende Wahl?
Wien ist ein Pilotprojekt, da es nicht in den Fokusmärkten der meisten Exportbüros liegt. London war als Erstes dran, weil Großbritannien für jeden ein Fokusmarkt und schwer zu knacken ist. Berlin war dann der logische Nachfolger, als unser Projektmanager aus London dort hingezogen ist. Auf Grund der sehr positiven Reaktionen, werden wir auch in Berlin mit regelmäßigen Club-Nächten – fünf bis sechs Mal im Jahr – weitermachen. Wir haben festgestellt, dass Ja Ja Ja mittlerweile eine entwickelte Marke ist, die eine gute Geschichte zu erzählen hat. Wir möchten diese Marke weiterentwickeln, aber wir werden das langsam tun, weil man sehr leicht scheitern kann, wenn man sich nicht darauf konzentriert, jedes Mal das Bestmögliche auf die Beine zu stellen. Der Fokus liegt also eher auf Qualität denn auf Quantität, wobei wir uns jede Gelegenheit, die an uns herangetragen wird, natürlich ansehen.
Von Abba bis Robyn und von Björk bis Sigur Rós – die letzten Jahrzehnte hatten einige große und sehr unterschiedliche Erfolgsgeschichten aus nordeuropäischen Ländern zu bieten. Was ist euer Geheimrezept?
Es waren einige sehr gute Jahrzehnte, richtig. Ich glaube, eines der Geheimnisse ist, dass die Erfolgsgeschichten gute Vorbilder gewesen sind. Außerdem ist das System der Musikerziehung in allen nordischen Ländern sehr stark – und die Leute mögen es, während der langen finsteren Winter Musik zu machen und zu genießen. Außerdem glaube ich, dass mittlerweile viele Länder der Idee, dass Musik eine Erfolgsstory für sie ist, etwas abgewinnen können, und das pusht das Interesse auf allen Levels nach oben.
Im Vergleich dazu: Was ist dein Eindruck von der österreichischen Musikszene? Gibt es heimische Künstler, bei denen du davon ausgehst, dass sie bald international durchstarten werden?
Ich kenne die österreichische Musikszene nicht allzu gut. Ich weiß, dass ihr letztes Jahr den Eurovision Song Contest gewonnen habt. Also, vielleicht wird das eure Abba-Story … Persönlich hab ich gefunden, Conchita war großartig, obwohl ich kein großer Song-Contest-Fan bin. Aber Österreich ist einem natürlich als Heimat vieler großer klassischer Komponisten präsent – das Land verfügt über ein erstaunliches musikalisches Erbe. Der Austrian Music Export macht einen sehr guten Job bei der Profilierung zeitgemäßer Indie- und Pop-Musik. Mir haben zum Beispiel die Videos von Ja, Panik gut gefallen. Und ich mag auch den Sound von Klangkarussell und Elektro Guzzi sehr.
Anna Hildur Hildibrandsdóttir ist Programmdirektorin bei Nomex – Nordic Music Export, einem gemeinsamen Unternehmen der Musikexportbüros von Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden. Mit seinen Projekten zielt dieser Zusammenschluss darauf ab, Wachstum und Entwicklung der nordischen Musikbranche zu fördern.
Das Ja Ja Ja Festival Vienna findet am 30. Jänner 2015 zum ersten Mal statt – als Nachfolger des inhaltlich ähnlich gelagerten, geografisch aber auf Dänemark beschränkten Spot On Denmark. Jedes der fünf beteiligten Länder stellt einen Act des Line-ups. Beats, Gitarren, Samples, Knistern, ein Saxophon – alles dabei!
Ja Ja Ja Festival Vienna
Fr., 30. Jänner 2015, ab 19 Uhr
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