Beim Frameout wird im MQ auch ein Film über Syrien gezeigt, der kaum aktueller sein könnte. Asyl-Experte Herbert Langthaler stellt den Syrien-Film "Silvered Water" schon mal vorab bei uns vor.
Sommerkinos gibt es wie man weiß, mittlerweile an beinahe jeder Wiener Hausmauer. Das Frameout im Wiener MQ kommt mit einer anderen Flimmerfrequenz daher. Das Themenpanorama reicht dort von boxenden Frauen in „Tough Cookies“ oder dem Gewalt-Ballett in Raid und Raid 2 (wird von The Gap präsentiert) über poetische Handyfilmessays in „Ma folie“. Die filmische Rucksackreise endet schließlich im Londoner Barbican Centre.
„Silvered Water, Syria – Self Portrait“ ist ein Thema, das kaum aktueller sein könnte. Herbert Langthaler, Chefredaktuer bei Asyl Aktuell, stellt den Film am 1. August im Zusammenhang mit der Ausstrahlung des Films in einem Publikumsgespräch vor. Der bereits 2014 in Cannes gezeigte Film von Ossama Mohammed und Wiam Simav Bedirxan bringt den Krieg in Syrien aus Außen- und Innensicht auf die Leinwand. Wir haben ihn dazu, und noch zu einigem mehr, befragt.
Die Situation in Syrien ist nach wie vor mehr als heikel – was weiß der Durchschnitt der Bevölkerung in Österreich aber tatsächlich darüber und was ging durch den Medienfilter verloren?
Ich glaube, dass besonders differenzierte Betrachtungen auf der Strecke bleiben und auch eine Darstellung des Alltags. Es gibt ja durchaus Gegenden, wie zum Beispiel an der Küste, wo kaum je gekämpft worden ist, in anderen Gegenden herrscht dagegen, zumindest zeitweise, der totale Terror. Es gibt einen Alltag, der zwar vom Krieg geprägt ist aber eben doch Alltag – wo sich Fragen stellen wie: Wie kann ich meinen Müll entsorgen, wenn sich vor dem Müllcontainer eine Stellung der Regierungstruppen und auf der anderen Seite der Rebellen befindet?
In vielen Besprechungen des Films „Silvered Water, Syria“ ist von der Kamera als Waffe die Rede – wie könnte das gemeint sein?
Von Waffe direkt würde ich hier eher nicht reden, es geht ja doch immer darum zu dokumentieren und eben zu zeigen, auch was Waffen anrichten. Ziel könnte es ja nur sein zu entwaffnen, zu deeskalieren. Natürlich ist die Kamera, ein Werkzeug gegen die totale Entmächtigung. Bilder zu schaffen ist ein Akt des Widerstandes.
Vermittelt der Film die Hoffnung, dass Kino helfen kann?
Es geht in erster Linie um das Wiedergewinnen der Definitionsmacht, darüber zu bestimmen, was die Wirklichkeit ist.
Wie wirken die streckenweise amateurhaften Videos auf den Zuseher im Vergleich zu einer konventionell gedrehten Dokumentation?
Die Bilder wirken natürlich authentischer, ihnen fehlt aber – im Gegensatz zur beliebten wackelnden Handkamera in Dokumentar und Spielfilmen – jede Kulinarik. Auch ist die Arbeitsweise von Ossama Mohammed eine dialogische auch schon bevor Wiam Simav Bedirxan auf den Plan tritt, reagiert er auf die Bilder, die ihm aus seiner Heimat übermittelt werden. Eine Große Rolle spielt auch die Musik.