Beim Frameout wird im MQ auch ein Film über Syrien gezeigt, der kaum aktueller sein könnte. Asyl-Experte Herbert Langthaler stellt den Syrien-Film "Silvered Water" schon mal vorab bei uns vor.
Wie schon beim sogenannten „Arabischen Frühling“ von 2011, spricht auch dieser Film die Bedeutung von Facebook, Youtube und Twitter an. Wie sehen Sie deren Rolle?
Die neuen Medien ermöglichen einerseits eine schnelle Mobilisierung in Krisensituationen, andererseits nützen sie sich auch sehr schnell ab. Sie sind Teil einer Aufmerksamkeitsökonomie die zwar jedem und jeder – auch politischen – Bewegung die Viertelstunde Berühmtheit ermöglicht, dann aber wieder in der Versenkung verschwinden lässt.
Worin liegt für Sie der Mehrwert im Film zwei unterschiedliche, lokale Positionen auf die Leinwand zu bringen?
Der Film kann dadurch sehr viele Phänomene zeigen: Das Unbehagen des Exilierten, die Gleichzeitigkeit einer europäisch metropolitanen Normalität und einer Normalität der Belagerung, des Töten und des gewaltsamen Sterbens, die beschränkten Möglichkeiten die Situation in Syrien überhaupt von Frankreich aus zu erfassen.
Der Anlass einen solchen Film zu zeigen, könnte kaum aktueller sein – was sind die grundsätzlichen Probleme der österreichischen Asylpolitik?
Die Probleme beginnen mit dem Zugang nach Europa, der nur mittels professioneller Fluchthelfer möglich ist. Das hat zur Folge, dass Flüchtlinge ihr Leben riskieren müssen, dass sie viel Geld aufbringen müssen, das beim Neustart im Zufluchtsland fehlt. Arme Menschen können sich oft nicht in Sicherheit bringen. Flüchtlinge können sich außerdem nicht aussuchen wohin sie flüchten, was ihre Chancen auf einen Neubeginn schmälert. Die Praxis der Flüchtlings(nicht)betreuung in Österreich ist chaotisch, statt Probleme zu lösen werden Schuldige gesucht. Bis es zu vernünftigen Maßnahmen kommt, wie Appelle an Private einige Quartiere zur Verfügung zu stellen, vergehen oft Monate.
Ich kann hier gar nicht auf die Fülle von mehr oder weniger Detailproblemen eingehen aber fest steht, dass die Tagsätze in der Grundversorgung – 19 Euro pro Tag, max. 77 für UMF – zu niedrig sind, was eine wichtige Ursache für die Probleme beim Finden neuer Quartiere und dem Umsetzen von Mindeststandards ist. Der politische Diskurs von Oben – etwa das Bundesministerium für Inneres – ist ein Beispiel für institutionellen Rassismus.
Und, last but not least, das Frame Out hat in diesem Jahr unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt – welche Filme werden Sie sich auf jeden Fall ansehen?
Das hängt in erster Linie von zeitlichen Ressourcen ab. Die Eröffnung lockt mit Ruth Kaaserers tollem "Though Cookies". Im August sind es dann vor allem die Dokus über verschiedene städtische Soziotope, die ich mir gerne aunschauen werde. Insgesamt ein echt tolles Programm.
Das Frameout findet von 10. Juli bis 29. August im Wiener MQ statt und hat neben Filmscreenings noch einiges mehr mit im Gepäck, nämlich laufend Diskussionen und Publikumsgespräche. Es ist auch ein Herzstück des Sommer im MQ.