Paperphine – Schnipp, Schnapp, Schmuck

Feschmarkt-Interviews, Pt.3: Dass man mit Papier durchaus mehr anstellen kann, als nur drauf zu schreiben, beweist das Label PaperPhine. Gründerin Linda Thalmann fertigt Schmuck aus Papiergarn und erzählt, wie man sich mit dieser ungewöhnlichen Idee durchs Leben boxt.

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Bitte stelle dich kurz vor: Wer bist du, in welchem Designbereich bist du tätig

http://www.paperphine.com/“ ist auf Papierschnüre, Papiergarne und deren Weiterverarbeitung zu feinen Schmuckstücken spezialisiert. Gegründet 2009 nach Jahren des Experimentierens und ansässig in Wien in einem hellen Hinterhofatelier, werden mittlerweile sowohl die Papierschnüre und -garne als auch die von mir (Linda Thalmann) designten und gefertigten Schmuckstücke in die Welt verschickt.

Quereinsteiger, Hobby oder Berufung?

Gelernt habe ich Vieles – offiziell habe ich „Textil/Kunst&Design” an der Kunstuniversität Linz studiert, ursprünglich auch weil dieser Studiengang über eine Papierwerkstätte verfügt. Dann habe ich mich im Laufe der Zeit von verschiedenen textilen Techniken, die oftmals schon fast vergessen sind, inspirieren und begeistern lassen – bis mit der Entdeckung von Papiergarn alles wieder zusammengeführt worden ist, sich nun gegenseitig befruchtet und zu neuen, spannenden Ergebnissen führt.

Kunst, Design, da scheiden sich ja oft die Geister. Wie würdest du das nennen, was du tust?

Es sind Produkte, die das Leben schöner machen (hoffentlich) – insofern ist die Frage nach Kunst oder Design hinfällig.

Wer ist deine Produktzielgruppe und wieso?

Leute, die das Besondere schätzen – wie eben Schmuckstücke aus Papier – oder auch gerne einmal ein ungewöhnliches Material selbst ausprobieren wollen wie eben die Papiergarne und -schnüre. Für die Produktgruppe „Material“ sind neben DIY-Begeisterten und Papierliebhabern oft auch Designer, die sich auf der Suche nach neuen Möglichkeiten dafür interessieren. Papiergarnschmuck wird zumeist von Frauen gekauft, da sich viele Männer anscheinend nicht trauen, „nur“ Papier zu schenken – wobei sich vor klassischen „Geschenktagen“ wie Weihnachten auch der Männeranteil unter den Kunden langsam erhöht.

Oftmals ein Faktor beim Kauf von Designerware: In welcher Preiskategorie bewegen sich deine Produkte?

„Paperphine“-Schmuckstücke werden in Klein- und Kleinstserien gefertigt und auf Kundenwunsch entstehen immer wieder speziell auf die Trägerin abgestimmte Einzelstücke. Die Preise sind dabei so angelegt, dass für jede (und jeden) etwas dabei ist.

Gibt es eine Message, einen bestimmten Gedanken hinter deiner Arbeit?

Neben dem Grundsatz, das Leben schöner zu machen mit reduziertem Design aus einem umweltverträglichen Material, steht Paperphine dafür ein, dass Papier mehr ist als „nur“ ein billiges Wegwerfprodukt; ein interessanter Rohstoff, dessen Einsatzbereiche – eben auch als feinste Papiergarne – teils in Vergessenheit geraten sind oder auf der Suche nach immer den neuesten Materialien und Trends vernachlässigt worden ist. Zusätzlich interessiere ich mich für alte textile Techniken und insofern entsteht aus wiederentdecktem Material in Kombination mit neuinterpretierten Techniken ein neues Ganzes.

(Papiergarne wurden bis Ende des zweiten Weltkriegs als Ersatz für andere Materialien eingesetzt, aber nach Ende der Rohstoffknappheit geriet „Papier“ sehr schnell wieder in Vergessenheit bzw. wurde von anderen Textilprodukten verdrängt, obwohl es für bestimmte Einsatzbereiche die ideale Lösung darstellt).

Immer wieder hört man: Wien als aufstrebende Design und Modestadt, wie siehst du das?

Ich denke, „aufstrebend“ ist ein sehr relativer Begriff und lässt sich von innen heraus auch sehr schwer beurteilen. Tatsache ist aber, dass in Wien kreative Arbeit mehr und mehr gefördert wird und auch die Gründung von kleinen Labels bzw. (Design-)Shops relativ einfach ist. In der Design-Community tut sich immer einiges und es entstehen spannende Kontakte und neue Projektideen. Momentan ist Wien die ideale Stadt für „Paperphine“ – mit Energie für ein Weiterentwicklung aber ohne allzuviel Druck oder Hektik. Ein oder mehrere vielleicht auch nur temporäre „Außenbüros“ in anderen Städten – Madrid, Berlin, San Francisco – sind aber auf alle Fälle für die nächsten Jahre angedacht.

Wieso Mode/Kunst/Design?

What else?

Was sind die Schattenseiten deiner Arbeit?

Die Trennung zwischen Beruflichem und Privatem ist nicht immer einfach und oft auch einfach nicht möglich, was zwar für mich selbst kein Problem ist, aber für die Beziehung dann doch manchmal anstrengend sein kann (mein Freund kennt mittlerweile mehr Designshops, Museen, Designbücher, etc. als ihm lieb ist).

Was sind deine Träume, Wünsche, Ziele? Kannst du momentan von deiner Arbeit Leben oder finanzierst du dich über einen Zweitjob?

Das Wissen um das Material Papiergarn soll sich verbreiten – und viele Kreative, Handwerker und Designer zu neuen Arbeiten und Produkten inspirieren. Ich selbst frage mich ständig, welche Einsatzmöglichkeiten für Papiergarne und -schnüre bestehen – neben der Schmuckkollektion wird es auch schon bald feine Dinge für den Wohnbereich geben.

… und mittlerweile geht es auch ohne Zweitjob!

Fesch’markt

26.11.2011 – 10:00 bis 16:00

27.11.2011 – 11:00 bis 20:00

Wien, Ottakringer Brauerei

Zum Feschmarkt Facebook-Event geht es hier.

Mehr zu Design und Mode gibts hier.

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