MOTSA releast heute nicht nur seine neue EP, sondern hat im Vorfeld auch gleich sein eigenes Label gegründet. Wir haben mit ihm über den Entstehungsprozess, die Labelgründung und die Kollaborationen mit Leyya und Hearts Hearts gesprochen.
Schon vor ein paar Wochen releaste MOTSA mit „Colours“ eine Single-Auskopplung aus der neuen EP, die auf FM4 schon jetzt auf und ab gespielt wird. Vielleicht nicht zuletzt, weil sie weiter weg von Clubmusik und näher an elektronischer Wohnzimmermusik ist, als das, man das bisher von ihm kannte. Zusätzlich folgte gestern mit „Petrichor“ der zweite Vocal-unterstützte Track mit Video von Martina Trepczyk & Nicola von Leffern – erstere hat schon „Butter“ von Leyya bildlich imposant unterstützt. Mit der Veröffentlichung der EP verändert sich auch MOTSAs Auftritt als Musiker – statt DJ-Sets wie bisher, spielt der Wiener Producer nun Live Sets. Wie das klingt, kann man beispielsweise heute bei FM4 Unlimited im Rathaus hören.
Wir haben mit MOTSA über die neue EP, das gleichnamige Label und die Aufbruchstimmung in der Szene gesprochen.
Petricolour wurde nicht via Southern Fried Records, sondern auf deinem eigenen, neuen Label veröffentlicht. Wieso die Labelgründung, wieso die Veränderung?
Ich hatte immer eine sehr genaue Vorstellung davon, wie meine Musik veröffentlicht werden soll. Das betrifft nicht nur den musikalischen Content, sondern auch das Artwork und alles was rundherum passiert. Das ist teilweise schwierig, wenn mehrere Leute mitreden. In erster Linie sehe ich das Label als Kanal, mit dem ich unabhängig wann und wie ich will meine Musik herausbringen kann.
Was hat das im Entstehungsprozess verändert?
Die EP gab es eigentlich schon, die Tracks waren grundsätzlich schon fertig. Den Gedanken für das Label gab es auch schon länger. Im Endeffekt hat die Labelgründung vor allem den Veröffentlichungsprozess verändert, weil ich die ganzen Strukturen erst kennenlernen musste. Ich habe in den letzten sechs Monaten viel gelernt, obwohl ich mich natürlich vorher informiert habe. Aber man sieht letztendlich erst beim Prozess selbst, wie viele Zahnräder da mitlaufen, um eine Veröffentlichung erfolgreich rauszubringen. Wie die EP dann bei den Leuten ankommt, wird man jetzt sehen.
Du hast dir für Petrichor und Colours gleich zwei andere österreichische Musiker mit ins Boot geholt. Warum hast du dich gegen die klassischen Samples und für echte Vocals entschieden?
Ich hatte früher keinen wirklichen Zugang zu Vocals, für mich war Stimme wichtig, aber eher als Melodieträger, es ging mir nicht um die Lyrics. Zum ersten Mal mit Vocals gearbeitet habe ich dann beim Basscamp mit Mimu. Mit anderen Musikern zusammenzuarbeiten ist letztendlich einfach spannend und ein neuer Zugang.
Bei dieser EP war es so, dass eigentlich alle Nummern schon fertig und als Instrumentalnummern geplant waren. Letztendlich wollte ich dann – zumindest bei Colours – doch Vocals dabeihaben und habe nach einer passenden Männerstimme gesucht. Davor habe ich nur mit Sängerinnen zusammengearbeitet, unter anderem mit Sophie Lindinger von Leyya. Sophie hat dann zu diesem Zeitpunkt einen Track von Hearts Hearts gepostet und ich dachte mir einfach: Die Stimme ist es. Das hat dann einfach gut gepasst, David Österle hat sich den Track zuerst angehört und wir haben besprochen, wo Vocals vorkommen könnten, weil der Track eigentlich schon fertig produziert war. Danach ist er vorbeigekommen, wir haben seine Stimme aufgenommen und schlussendlich ist es auch gleich der erste Take geworden.
Danach war ich eigentlich dabei, die EP fertigzustellen und hatte sie auch schon gemischt und habe mich letztendlich dazu entschlossen, nochmal mit Sophie zusammenzuarbeiten, weil schon die letzte Kollaboration super unkompliziert war und gut funktioniert hat.
Was elektronische Musik betrifft hat sich in der österreichischen Szene einiges getan. Acts wie Dorian Concept, HVOB oder Sohn sind auch international super erfolgreich – zusätzlich gibt es viele neue, junge Projekte. Wie siehst du das, profitiert man auch voneinander?
Ich beobachte die Szene schon seit Jahren und als ich vor etwa 8 Jahren angefangen habe, war noch eine ganz andere, teilweise nicht so positive, Stimmung. Mit der neuen Generation an Musikern, die so vor 4 Jahren angefangen hat und nicht ausschließlich Musik im Clubkontext produziert, ist die Mentalität anders geworden. Da kann man beispielsweise Leyya, B.Visible, Dandario, Ant Antic, Kentrix, Monophobe, Kama Art oder aber auch acts wie Dorian Concept und Cid Rim dazuzählen. Ich glaube man feiert sich gefühlsmäßig gegenseitig mehr als früher und dadurch ist auch das Publikum viel offener geworden. Der Support innerhalb der Szene ist einfach mehr da und ich denke wir befinden uns da gerade in einer sehr guten Phase gerade.
Siehst du die neue EP noch im Clubbereich? Für mich teilt sich das ein bisschen – die Vocal-Tracks sind wohnzimmertauglich, Storm reißt da etwas aus…
Ich denke, die EP bietet ein breites Spektrum. Einerseits den Club-Ursprung mit Storm und andererseits die weiterentwickelte Seite mit Petrichor und Colours, die die „Hörmusik“-Seite darstellen. Diese Tracks können im richtigen Kontext natürlich auch im Club funktionieren. Ich glaube, ich habe den Clubbereich bisher gut abgedeckt und ich liebe House und Techno, aber der Zugang, solche Tracks zu produzieren ist anders. Ich wollte das Ganze mit dieser EP einfach weiterentwickeln – auch weg vom DJ-Set-Kontext und hin zum Live-Set.
Gab es eine Überlegung, ein Album daraus zu machen?
Ich habe schon mit dem Gedanken gespielt, für mich waren die vier Tracks aber sehr stimmig. Die EP erzählt eine Albumgeschichte auf kompakte Art und das hat einfach gut gepasst – auch mit der Labelgründung.
Planst du, auch andere Musiker auf deinem Label veröffentlichen zu lassen?
Ich spiele schon mit dem Gedanken, aber das ist auch eine finanzielle Frage. Die Fördersituation in Österreich ist schwierig und ich überlege noch, wie sich das umsetzen lässt. Aber es wäre schon cool, auch anderen Musikern eine Plattform bieten zu können. Mir war es jetzt in erster Linie wichtig, zu schauen, wie die erste Veröffentlichung funktioniert. Alles Weitere wird sich zeigen.
Die EP „Petricolour“ von MOTSA erscheint am 04.11. auf dem gleichnamigen Label. Kaufen kann man die EP beispielsweise hier.