Plus 34 bitte

Es ist nutzlos, sich über Facebook-Partypromotion zu ärgern. Werbung kennt keine Moral, nur Effektivität.

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

Der Unternehmer Henry Ford hat angeblich irgendwann mal gesagt, dass die Hälfte seiner Werbung rausgeschmissenes Geld sei, er aber leider nicht wisse, welche. So ist das eben im Leben, in der Liebe und auch in der Werbung: Die Wirksamkeit seiner Anstrengungen kann man nur ex post bewerten. Wissenschaftlich gesehen heikel, aber mit Resultaten lässt sich bekanntlich nicht streiten. Auch die Wirkamkeit von Partypromotion muss sich letztlich an der vollen Tanzfläche messen lassen. In Sachen Werbung für das Nachleben ist auch im Jahr 2016 Facebook der Goldstandard. Leider ist dort Aufmerksamkeit ein knappes Gut, weswegen sich die Veranstalter früh Methoden überlegt haben, die Mechanik zu nutzen, um öfter in den Newsfeeds aufzutauchen. Seitdem muss man dauernd in irgendwelche Events posten, um auf Friendslists zu stehen oder um zu beweisen, dass man eh auch alte Britney-Nummern kennt. Dass man jetzt ständig 70 Notifications hat, ist nervig, aber irgendwie auch in Ordnung. Facebook-Promo ist die Brandbombe unter den Marketing-Instrumenten: Sie kennt keine Moral, nur Effektivität.

Subversiv?

Leider glauben Menschen immer noch, man könnte das subversiv unterwandern. Aber Facebook subversiv zu nutzen ist wie subversiv Kinotickets für »Transformers 7« kaufen – es hilft unterm Strich nur dem Feind. Dem Konsumenten bleibt einem da eigentlich nur die innere Emigration. Nehmt es mir also nicht übel, wenn ich als erstes die Notifications eurer Veranstaltungen abstelle (Rhinoplasty, I love you, but…) oder als der alte Sack, der ich bin, bei euren Veranstaltungen mit Hashtag und 1 naisem Titel von Jugendsprache her – ihr wisst eh, diese Jugendsprache, die man vor allem daher kennt, weil die Facebook-Freunde 28+ damit einfach nicht aufhören wollen – mit den Augen rolle. Ich mein das nicht böse. Aber eine Bitte hätte ich: Hört auf, »+ 34 bitte« in »GANGpeng«-Events zu posten. Das ist einfach nicht lustig.

Jonas Vogt war lange Autor bei The Gap, dann zwei Jahre Chefredakteur bei Noisey. Er richtet hier regelmässig seinen Blick auf die Clubs dieser Stadt. Jonas Vogt ist auch auf Twitter sehr witzig.

Bild(er) © Nina Keinrath
Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...