Phantom/Ghost luden ins schummrige Ambiente des Wiener Stadtsaals. Mit dabei: Matthias Hombauers Fotolinse und Raphaela Valentinis spitze Feder.
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„Phantom and ghosts are here by my side/ I remember those coming near, passing by/ I remember nights that can be described as wild/ And I remember you drenched in light”.
Fernab des Trubels und der Leuchtreklamen der Wiener Mariahilferstraße öffnete am Sonntag der Stadtsaal, der sich als prunkvolles Zuhause der einheimischen Kabarettszene etablierte, erstmals seine Pforten für ein rein musikalisches Projekt: Phantom/Ghost, die sich in den vergangenen zehn Jahren mit ihrem stets hohen ästhetischen und lyrischen Anspruch einen bedeutenden Namen in der deutschsprachigen Subkultur gemacht haben.
Mit Phantom/Ghost haben die Organisatoren des Stadtsaals nicht nur die wohl berühmtesten Vertreter der Hamburger Schule für sich gewinnen können sondern haben damit einen fulminanten und wegweisenden Einstieg in eine neue Richtung hingelegt. Hinter dem mystisch-verklärten Namen verbirgt sich kein geringerer als Tocotronic- Sänger Dirk von Lowtzow, der zusammen mit dem Pianisten Thies Mynther Literatur und elektronische Musik in einer sich gegenseitig ergänzenden Symbiose zusammenführt. Das beeindruckende Ergebnis dieser fruchtbaren Begegnung sind philosophische Stücke, in denen Momente der menschlichen Existenz – das Streben und das Scheitern – festgehalten werden.
An diesem Abend jedoch wurden die Lieder in einer rein akustischen, auf Klavierbegleitung reduzierte, Form interpretiert, in denen das bezaubernde „Thrown Out Of Drama School“ oder das ergreifende „To Damascus“ ihren bereits erlangten Klassikerstatus alle Ehre machten. Doch gerade durch jene intime Atmosphäre, in der die beiden Ausnahmekünstler sich brüderlich das gedämpfte Rampenlicht teilten, haben ihre kleinen Symphonien an Intensität und Ausdrucksstärke gewonnen. In Phantom/Ghost kommt Dirks stimmliches Volumen, mit theatralischen Gesten unterlegt, zur völligen Entfaltung und fand im beeindruckenden architektonischen Ambiente des Stadtsaals die geeignete visuelle Untermalung.
So luden von Lowtzow und Mynther in ihr persönliches Varieté ein, das einst Brecht und Weill zu künstlerischer Blüte verhalf. Im Mittelpunkt des Geschehens stand Dirk von Lowtzow, der sich, in Introspektion versunken, als sensibler Poet und humorvoller Unterhalter inszenierte und Einblicke in eine vielschichtige Künstlerpersönlichkeit gab. Der Melancholiker mit kindlichem Gemüt, dessen Schrulligkeit stets ein Lächeln auf die Lippen zwang, führte die in seinen Bann gezogenen Hörer in trostlose Abgründe einer trauernden Seele, die in „The Beautiful Fall“ Träumen nachweinte, die stets unerfüllt blieben, oder im apokalyptischen „All Is Hell“ zum Schluss kam: „Was very funny of your voice that told me we have no other choice than to hide the bitter tears and walk alone through the fire that we can call our home. All is hell. This metaphor fits very well“.
Nachdem sich die Herren unter euphorischem Applaus für zwei weitere Zugaben auf die Bühne bitten ließen, verabschiedeten sie sich mit dem ironischen Right Said Fred-Cover „You’re my mate“ und bewiesen damit, dass auch die Geister der Vergangenheit einmal zur Ruhe kommen. Ein Erlebnis der besonderen Art!