Design-Märkte, Open-Airs und Pop-up-Märkte sprießen aus dem Boden, Agenturen werden gegründet und Start-ups gefördert – wir erobern uns die Stadt. Aber es gibt auch Kritik. Ist das nur harmloser, neoliberaler Aktivismus? Wem gehört die Stadt eigentlich?
Trotzdem gut
Dennoch würde Fitz das Konzept nicht grundsätzlich in Frage stellen. »Zwischennutzung hat einen Anfang und ein Ende. Das ist die Stärke des Konzeptes, denn es macht Dinge möglich, die sonst nicht möglich wären. Allerdings kann temporär nicht das Einzige sein, man muss sich immer wieder ansehen: Was braucht es noch?«
Wo denn nun all die Punks geblieben sind, wissen wir nicht. Vielleicht ist der letzte mit dem Auszug aus der Pizzeria Anarchia verschwunden, vielleicht containern sie auch bei Nacht, was von den Street-Food-Festivals noch übrig ist. Bei all den lustigen Märkten und Festen darf man fragen, wem das am meisten nützt. Der rot-grünen Stadtregierung muss man aber trotzdem zusprechen, dass sie eine durchaus offene Einladung ausgesprochen hat, sich am öffentlichen Raum zu beteiligen und Ideen mit der »Grätzeloase« zu unterstützen. Auch eine Zwischennutzungsagentur wäre anderswo schwer vorstellbar.
Dass die letzte große konsumfreie Zone am Donaukanal einem Beach-Club-Restaurant zum Opfer fallen soll, ist eine andere Geschichte. Da der Bereich eindeutig der nichtkommerziellen Nutzung gewidmet ist, haben Aktivisten ein Demo-Picknick mit Musik und veganem Essen organisiert. Zum Facebook-Event haben gerade einmal 150 Leute zugesagt. Vielleicht sollten sie den Event-Titel auf »Spontaner Open-Air-Rave <3« ändern.
Die Studie »Hinter den Fassaden – Zwischen kollaborativem Urbanismus und Renditeerwartungen« wurde am 25. Juni an der Wirtschaftsuniversität Wien vorgestellt. Die Serviceagentur der Stadt Wien »Kreative Räume« wurde mittlerweile ausgeschrieben und soll 2016 operativ ihre Arbeit beginnen. Gesucht werden Personen oder Unternehmen, die mit der Kultur-, Kreativ- und Immobilienbranche vernetzt sind und über Wien-Kenntnisse sowie Erfahrungen im Bereich Zwischen- und Nachnutzung verfügen.