Genau ein Jahr ist es her, dass die Pratersauna unter ihren ehemaligen Betreibern ihre Türen schloss. Hennes Weiss spricht im Interview über das Closing, das Lighthouse-Festival und die bald erscheinende Doku »Der letzte Aufguss«.
Als Erinnerung bleibt ja die Doku, die im Februar erscheint … Wie ist es dazu gekommen und was darf man sich erwarten?
Ich habe mir schon öfter gedacht, eine Doku über die Pratersauna wäre geil, aber so etwas ist extrem teuer und aufwendig. Dann kam wie ein kleiner Engel Heikel, der aktuelle Regisseur, damals am Main Floor auf mich zu und hat gemeint, er will genau das machen. Das war etwa acht Monate vor dem Closing. Anfangs hatte ich schon Bedenken, weil er die ganzen letzten Monate immer mit der Kamera über der Schulter dabei war. Heikel hat auch ganz klar gesagt, dass er der Regisseur ist und wir praktisch keinen Einfluss haben. Manchmal ist das schon schwierig, gerade wenn man über Vertrauliches, Verträge oder Umsätze redet. Rausgekommen ist aber letztendlich eine Doku, wo in 60 Minuten fast das ganze Team dabei ist und Interviews gibt. Neben Archivmaterial geht es viel um das Closing an sich und viele Leute aus der Szene, die von Anfang an dabei waren, erzählen ihre Erlebnisse. Ich bin sehr happy mit dem Ergebnis und es ist einfach ein schönes Zeitdokument.
Das Lighthouse Festival bleibt ja nach der Pratersauna-Ära bestehen. Wie laufen die Vorbereitungen?
Ich glaube, dass das Lighthouse-Festival für uns die Weiterführung der Pratersauna auf einem anderen Level ist und dass wir damit bald mehr erreicht haben, als wir in der Pratersauna in sieben Jahren erreicht haben – auch auf internationaler Ebene. Wir merken das jetzt schon anhand der Artists und am Feedback der Agenturen.
Es wird langsam zum Routine-Prozess, aber wir haben da auch extrem viel Zeit und Geld investiert – gerade in den ersten drei Jahren. Wir wollen das Konzept aber nicht verändern und wollen auch nicht, dass das Lighthouse größer wird. Deshalb gibt es vielleicht auch das auf den ersten Blick unfreundliche Buchungssystem. Wir haben seit diesem Jahr eine neue Website, verbunden mit einer neuen Strategie, wie wir die Zielgruppe, die wir gerne hätten, etwas unter Kontrolle haben. Wir müssten aktuell die Artists gar nicht mehr ankündigen und es ist schon sehr schön, dass uns die Leute auch so vertrauen. Aber das Booking wird so gut, dass wir es selbst gar nicht erwarten können. (lacht)
Neben dem Lighthouse-Festival in Kroatien gibt es dieses Jahr auch eines in Südafrika. Das ist ja auch nicht gerade nebenan, wie kam es dazu?
Größenwahnsinnig waren wir schon immer. (lacht) Ich war mit HVOB in den letzten Jahren öfter in Südafrika und habe gemerkt, dass da extrem viel passiert. Es ist eigentlich durch Zufall entstanden, ich war vor zwei Jahren in einem Naturschutzgebiet mit einem wunderschönen Lighthouse. Ich fand die Idee schön, dort ein Festival zu machen. Noch dazu muss man sagen, dass das Lighthouse an sich in Kroatien ja nur so ein halbes ist, das hat ja nicht einmal einen Turm. (lacht) Wir riskieren das jetzt einfach und ich glaube, dass das durch unsere bisherigen Erfahrungen funktioniert. Es ist ganz klar auf die Local Community ausgerichtet, wir erwarten nicht, dass da besonders viele Leute aus Wien kommen.
Wenn du deinen Kindern über die sieben Jahre Sauna erzählst, wie wirst du anfangen?
Schwierig. Ich befürchte, die feiern dann auch gern. (lacht) Ich bin extrem dankbar, dass es so passiert ist, auch wenn es körperlich, geistig, psychisch und physisch eine extremste Anstrengung war und ich eigentlich beruflich ganz etwas anderes machen wollte. Fashion, Branding, Agentur, so etwas – dass ich dann in einem Club gelandet bin, hätte ich mir auch nicht gedacht. Ich bereue es auf jeden Fall nicht.
Die Pratersauna-Doku „Der letzte Aufguss“ von Heikel Ben Bouzid feiert am 11. Februar im Filmcasino Premiere, im Anschluss an den Film findet eine Party am ehemaligen Poolfloor der Pratersauna statt. Das Lighthouse Festival findet von 24. bis 26. Februar in Südafrika und von 24. Mai bis 28. Mai in Kroatien statt.