The Crew 2 will alles und ist wenig.
Ubisofts Fortsetzung der Open-World-Rennspiel-Serie „The Crew 2“ schmeckt ein bisschen so, wie wenn man Kinder das ersten Mal unbeaufsichtigt kochen lässt. Da ist alles drin, von dem irgendjemand der Meinung war, dass es lustig, cool, zeitgeistig oder auf einem anderen Level interessant ist. Und was dabei herauskommt ist ein schwer zuordenbarer Gatsch.
Die große Neuerung im zweiten Teil ist die Ausweitung der verfügbaren Fortbewegungsmittel. Kurz zusammengefasst kann jetzt nicht mehr nur gefahren, sondern auch geflogen und geschwommen werden. Letzteres selbstverständlich in schnittigen Rennbooten. Und das bleibende Erkennungsmerkmal von „The Crew“ ist eine riesige Kompaktversion der USA, die frei befahren werden kann – was aber nach ein paar Panorama-Runden schnell an Reiz verliert.
Also wird bald per Schnellreise-Funktion zu den verschiedenen Events getingelt. Mal brettern wir mit einem Buggy durch Monument Valley, mal rasen ein paar Boote durch den Bayou. Meistens geht es darum schnell zu sein, manchmal gibt es Punkte für Drifts oder Loopings. Und letztlich geht es – wie sollte es anders sein – um Follower. Denn nur die virtuellen Fans öffnen Türen zu neuen Events und rechtfertigen damit, dass das ganze Preisgeld in neue Fahrzeuge gesteckt wird. Die verzweifelt nach Freshness geifernden Kommentare der Crew rechtfertigen sie nicht.
Auf eine pubertär befriedigende Weise macht die explosionsartige Befüllung der eigenen Garage durchaus ein bisschen Spaß. Aber die Motivation, sich mit den verschiedenen Disziplinen auseinanderzusetzen, will angesichts unübersichtlicher Strecken, einer idiotischen KI und einem Gummiband das „Mario Kart“ alle Ehre machen würde, nie wirklich aufkommen. Bei vielen Rennen ist die Leistung auf der ersten Hälfte der Strecke unerheblich, solange die letzten Kurven sauber genommen werden und der Nitro-Tank voll ist. Die Konkurrenz scheint ohnehin in einer unzertrennlichen Kolonne darauf zu warten, dass alle wieder aufschließen können.
Der Spaß an guten Arcade-Racern besteht oftmals darin, dass Risiko belohnt wird und sich scheinbares Chaos zur eigenen Überraschung in erfolgreichen Manövern auflöst. „The Crew 2“ animiert dazu, brav in der Kolonne zu bleiben, um auf der letzten Geraden mit flammenwerfendem Auspuff an allen vorbeizuziehen. Wer riskiert steckt gern einmal in einem unverwüstlichen Bäumchen fest, obwohl zuvor selbst Strommasten ohne Geschwindigkeitsverlust aus dem Weg gepflügt wurden. Und die mittlerweile Genre-übliche Rückspulfunktion gibt’s natürlich nicht. Also schön brav zurück zum Anfang!
„The Crew 2“ ist bereits für PS4, Xbox One und PC erhältlich.