Starke Lines, knackige 808s und gefühlvolle Samples. Die besten Veröffentlichungen der österreichischen Hip Hop Szene, ausgewählt von Jannik Hiddeßen. Mit Eli Preiss, Kion, Kitana u.a.
Sadi und Fanny »Liebe+Dr*gs«
So zeitgeistig klingt österreichischer Hip Hop selten. Mit »Liebe+Dr*gs« haben Sadi und Fanny Anfang März einen Song vorgelegt, der sich auch auf einem Playboy Carti Album nicht fehl am Platz anfühlen würde. Trotz der lethargisch vorgetragenen Vocals bleibt der Hook des Songs direkt im Ohr, der Beat mit seinen maschinengewehrartigen Hi-Hats vervollständigt das Ganze.
Kleiner Disclaimer: Wieso der Ton des Youtube-Videos nur auf dem linken Kanal stattfindet, erschließt sich mir auch nicht. In den Kommentaren widmet Sadi das Video allerdings einem Freund, der auf dem rechten Ohr taub ist.
»Liebe+Dr*gs« von Sadi und Fanny ist am 7. März erschienen.
Oddworld und Eli Preiss »U So Pretty«
Was diese beiden anfassen, wird zu Gold. Treuen Deutschrap-Hörer*innen sind Alexis Troy und Minhtendo wohl als Haus- und Hofproduzenten von Rin ein Begriff. Seit ungefähr einem Jahr sind die beiden allerdings auch mit ihrem Projekt Oddworld unterwegs. Dabei sprengen sie Genregrenzen und bedienen sich ganz selbstverständlich an allem, was musikalisch seit den Neunzigern passiert ist.
Auch was das Sampling angeht, setzen sich die Produzenten keine Einschränkungen. Ihr neuester Song »U So Pretty« basiert auf einem viralen Internetmeme. Rund um das quietschende Sample bauen sie einen kräftigen Beat mit markanter Bassline auf. Komplementiert wird der Song von der Wiener Rapperin Eli Preiss, die gewohnt selbstbewusst auftritt (»Hater werden Eli-miniert«) und keine Zweifel daran lässt, dass niemand besser auf diesen außergewöhnlichen Beat passt als sie.
»U So Pretty« von Oddworld und Eli Preiss ist am 14. März erschienen.
Kion und Food For Thought »Phoenix«
Derzeit schreibt wohl kaum jemand schönere melancholische Balladen als Kion. Mit »Phoenix« veröffentlichte der Künstler von den Pan Kee Bois im März bereits das dritte Solorelease. Unterstützung hat er sich dabei vom Wiener Produzenten Food For Thought geholt. Das Ergebnis ist ein unaufgeregter Song mit sphärischen Autotuneflächen, einem eingängigen Gitarrenriff sowie einem kryptischen Text über eine sich im Kreis drehende Beziehung.
»Phoenix« von Kion und Food For Thought ist am 14. März erschienen.
Dave Graz West »Westsidestories«
Ich muss zugeben, die Inhalte dieser Kolumne sind oft sehr Wien-zentriert. Noch mehr als bei anderen Genres scheint sich die österreichische Hip-Hop-Szene in der Hauptstadt zu versammeln. Umso mehr freut es mich, wenn ich Künstler*innen entdecke, die in anderen Teilen des Landes die Hip-Hop-Fahne hochhalten.
Wo der Rapper Dave Graz West das tut, kann man sich vermutlich denken. Seine Songs sind geprägt von Lokalpatriotismus für die eigene Stadt, leben aber von seinem sicheren Flow und seinen Texten, die einen trotz Straßenattitüde immer wieder zum Schmunzeln bringen. »Bevor ich mich mir dein Tape gab, lese ich den Infoscreen« rappt er zum Beispiel auf seiner neuen Single »Westsidestories«.
»Westsidestories« von Dave Graz West ist am 27. März erschienen.
Kitana »Doechii Type Beat (Lohnen)«
Kaum hat Kitana ihr nächstes Album »Fatality« für den 25. April angekündigt, da gibt sie uns schon den ersten Vorgeschmack auf die Platte. »Doechii Type Beat (Lohnen)« ist ein extrem laidback daherkommender Old-School-Hip-Hop-Track. Eine stoische Bassline hält den schleppenden Beat zusammen und bildet die Basis für Kitanas selbstsichere Zeilen. Schon ihr letzter Release »Rotwein« stellte mit seinem ruhigen Trap-Beat eine Abkehr vom an The Prodigy angelehnten Industrial-Sound der vorigen Release dar. Ob das den Ton für das gesamte neue Album angibt? Es bleibt spannend.
»Doechii Type Beat (Lohnen)« von Kitana ist am 28. März erschienen.
Jannik Hiddeßens neue Reihe »Punchlines« fasst ab sofort monatlich die wichtigsten österreichischen Neuerscheinungen zusammen. Frühere Beiträge finden sich hier.
