Raumschiff Erde

Eine Ausstellung erinnert an den großen Designer, Architekten, Öko-Pionier und Querkopf Richard Buckminster Fuller.

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Was ist Herford? Eine Provinzstadt in der Nähe von Bielefeld, die mit einem der aufregendsten Museen Deutschlands aufwarten kann: dem Marta Herford, das sich zeitgenössischer Kunst, Architektur und Design verschrieben hat. Das Gebäude stammt von keinem geringeren als Frank O. Gehry. Herford ist zwar touristenmäßig bis heute kein zweites Bilbao geworden, am Ausstellungsprogramm liegt dies aber definitiv nicht. Vor kurzem war etwa eine famose Schau über die junge Designszene Istanbuls zu sehen.

Ab 11. Juni widmet man sich in Herford dem Werk des genialen Richard Buckminster Fuller (1895-1983), der in keine der Schubladen passt, die wir so gerne zimmern. Er selbst nannte sich „anticipatory design scientist“. Als Architekt wurde er von so manchem Kollegen belächelt, zugleich betätigte er sich als Wissenschaftler, Konstrukteur, Designer, Schauspieler, Schriftsteller und Visionär. Der Philosoph Marshall McLuhan bezeichnete ihn gar als „Leonardo da Vinci unserer Zeit“.

Buckminster Fuller ging es um vor allem um eines: Effizienz. Diese war für ihn untrennbar mit ökologischem Denken verbunden, weshalb er heute als Vorreiter der Nachhaltigkeit gilt. Dem Retro-Charme des „Zurück zur Natur“ erlag der Amerikaner nie, vielmehr war er überzeugt davon, dass die Menschheit ihre akuten Probleme nur mit dem Einsatz der fortschrittlichsten Technologien und größtmöglicher Erfindungsgabe lösen könne. Auch seine eigenen Entwürfe waren purstes High Tech plus Fantasie.

Berühmt wurde er mit den filigranen, aber dennoch höchst stabilen „geodätischen“ Kuppeln aus Acrylglas, die auf Dreiecks-Strukturen basierten und die man zumindest aus vielen Science-Fiction-Filmen kennt. Nicht weniger spektakulär ist Buckminster Fullers „Dymaxion Car“ (DYnamic-MAXimum-tensION) aus dem Jahr 1933: Knappe 8 Liter verbrauchte das stromlinienförmige Fahrzeug (mit Platz für elf Passagiere) – und erreichte mit seinen drei Rädern gar eine Höchstgeschwindigkeit von 193 km/h. Zur Serienproduktion kam es nicht, in Herford ist aber immerhin eine Rekonstruktion zu sehen, die der Architekt Norman Foster initiiert hat (Foster ist übrigens auch der Kurator der Ausstellung).

Buckminster Fullers berühmtestes Buch hieß „Bedienungsanleitung für das Raumschiff Erde“. Wer nicht das Glück hat, bis zum 18. September nach Herford reisen zu können, sollte sich zumindest die Lektüre dieses Klassikers nicht entgehen lassen. Eine intelligentere „Bedienungsanleitung“ ist wohl noch nie geschrieben worden.

Die „Bedienungsanleitung“ und andere Schriften sind auf Deutsch im Philo Fine Arts Verlag erschienen.

http://www.philo-fine-arts.de/

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