Raus aus dem Elfenbeinturm

Tanzen, Feiern, Gegenwartskunst. Kulturinstitutionen durch Partys aufzupeppen wurde zum regelrechten Trend. Ist deswegen Kunst so cool?

In The Mix

In St. Pölten hat man es geschafft, Partizipation und Party auf einer Plattform zu verbinden. »Mit dem Café Publik wollten wir das kreative Potenzial der Stadt unkompliziert im Festspielhaus abbilden«, so Susanne Wolfram, inhaltliche Leiterin des Programms. Mit Joachim Schlömer hatte das Festspielhaus St. Pölten einen Intendanten, der das urbane Leben ins Festspielhaus bringen wollte. Andres Fränzl, Leadsänger von Bauchklang und künstlerischer Leiter vom Café Publik, buchte lokale DJs und Bands nach St. Pölten. Mindestens einmal in der Woche hatte das Café offen. Bestimmten Gruppen wurden einzelne Abende gewidmet, die das Café nach Belieben bespielen konnten: Migranten, Schüler, Studierende. »So konnten wir ganz unterschiedliche Leute mit dem künstlerischen Virus infizieren«, erzählt Wolfram.

Nicht alle mögen das Image

Dass das Café Publik heute nach nur vier Jahren wieder geschlossen ist, ist die Kehrseite. Die Prioritäten hatten sich verschoben, Order von oben, die Kunst hatte Vorrang, obwohl der Andrang groß war. Auch in der Ankerbrotfabrik in Wien Favoriten wollte man sich lieber nicht an eine aus dem Ruder gelaufene Party Ende 2010 erinnern. Zu viel Polizei, zu viel Dreck, zu wenig Kunst.

Natürlich sind Partys nur ein ganz kleiner Teil, wie man Leute für sich begeistert. Videos, Podcasts oder Apps können interaktiv durch eine Ausstellung führen. Programme für sozial schwache Menschen wie »Hunger auf Kunst und Kultur« oder die »Brunnenpassage« am Brunnenmarkt, setzen vor allem auf Partizipation, um durch das Mitmach-Erlebnis ein tieferes Verständnis für Kunst erfahrbar zu machen. Es kommt darauf an, wen man erreichen möchte.

Da geht noch mehr

Auch Party kann man ganz unterschiedlich betreiben, die Kunst steht dabei mal mehr, mal weniger im Vordergrund. Vielleicht waren ein paar Leute da, um gesehen zu werden. Ein paar Besucher wollten vielleicht nur richtig gut abtanzen. Vielleicht konnten sich einige an die Namen der Künstler erinnern und liken ihn jetzt auf Facebook. Als Besucher für die Statistiken der Häuser gelten diese Leute zudem. Auf jeden Fall aber werden sie von Kunst berührt werden. Oder »mit dem Kunstvirus infiziert«, wie Frau Wolfram sagt. Manche Viren, die können auch ein paar Jahre brauchen, bis sie ausbrechen.

Early Birds findet in unregelmäßigen Abständen in der Kunsthalle Wien und anderen Locations statt, Infos unter early-birds.tumblr.com. Über den 21er Klub kann man auf www.21erhaus.at nachlesen. Die Angebote der Brunnenpassage sind unter www.brunnenpassage.at abrufbar.

Bild(er) © Fotocredits: Maria Krasa / Early Birds
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