Spät, aber doch hat die Wiener Kunstuniversität den Ökopionier Victor Papanek entdeckt. Social Design soll an der Angewandten in Zukunft eine große Rolle spielen.
Victor Papanek, Öko-Pionier und Design-Rebell, wurde 1923 in Wien geboren und floh 1939 vor den Nazis in die USA. Anfang der 70er Jahre düpierte er mit seinem polemischen Bestseller »Design for the real world« seine Designerkollegen, denen er Willfährigkeit gegenüber einem hemmungslosen Kapitalismus vorwarf. Papanek war für die UNESCO tätig, entwarf unter anderem das berühmte »Tin Can Radio« um 9 Cent für die »Dritte Welt« und hatte in Amerika zahlreiche Professuren inne. Einen Lehrauftrag in seinem Heimatland erhielt er jedoch nie, obwohl er angeblich nicht abgeneigt gewesen wäre. Papanek starb 1998. Ein Glücksfall war es, dass sich zwei junge Forscher, Martina Fineder und Thomas Geisler, bereits vor einigen Jahren auf die Spuren des Designers begeben haben. Ihren Bemühungen ist es zu verdanken, dass der Werke-Nachlass an die Angewandte nach Wien geholt werden konnte und es außerdem eine deutsche Neuausgabe von »Design for the real world« gibt (die leider schon wieder vergriffen ist).
Die Angewandte setzt jedenfalls voll auf Papanek: Neben einem Institut für Social Design und angewandte Urbanismusforschung soll ein Social Design-Masterstudium die Studenten fürs 21. Jahrhundert ausbilden. Außerdem wird am 9. November eine Papanek-Foundation ins Leben gerufen (Leitung: Alison Clarke), die den Nachlass des Pioniers aufarbeiten soll. Zeitgleich mit dem Auftakt gibt es von 10. bis 11. November eine internationale Social Design-Konferenz in Wien, außerdem wurde der Wettbewerb »Design for the Real World Redux« ausgeschrieben, dessen Finalisten- und Siegerprojekte in einer eigenen Ausstellung präsentiert werden. Ganz schön viel auf einmal – hoffentlich sind die Bemühungen ebenso nachhaltig.