Zum siebten Mal eröffnete die Blogger- und Netzkonferenz Re:publica am Montag, wie im Vorjahr, in der Station Berlin in Kreuzberg. Unter dem Titel In/Side/Out will die Konferenz vom 6. bis zum 8. Mai Themen der Netzgemeinschaft ins Zentrum medialer Aufmerksamkeit rücken und erörtert die Frage: Wer ist In und wer ist Out.
Mit etwa 5000 erwarteten Besuchern, 450 Sprecherinnen und Sprechern, 263 Vorträgen, Diskussionen und Workshops, die parallel auf 11 Bühnen und zahlreichen Subveranstaltungen stattfinden, ist die diesjährige Re:publica die größte seit ihrem Start 2007. Bereits in der Eröffnungsrede wird mit einem Aufruf zur gesetzlichen Verankerung der Netzneutralität, im Hinblick auf die Ankündigung der deutschen Telekom zur Drosselung Ihres Internet- Zugangs, ein offenes Netz propagiert.
Eine Konferenz für Erwachsene
Gestartet als Blogger-Treff und häufig als Klassentreffen der Netzszene verschrien präsentiert sich die Re:publica als ausgewachsene Konferenz, mit einer langen Liste von Sponsoren und einer guten Auswahl auch kritischer Beiträge. Es scheint so als ob die ehemaligen “New Kids On The Block” mit ihren Blogs selbst etwas in die Jahre gekommen sind und nun von der nachkommenden Generation eingeholt werden. So überprüft einer der Teilnehmer des Panels “Youtube macht die Stars von heute” seinen Beitrag vorab per Youtube in seiner Community mit dem Kommentar “ich bin hier auf der re:publica, hier sind aber ganz viele Erwachsene”. Längst schon zieht eine Generation die mit Smartphones aufgewachsen ist an den Bloggern und Socialmedia-Leuten vorbei, erreicht mit ihren Videos Millionen junger Menschen und verdient dabei auch noch Geld.
Making stuff is hard, if you are in africa its harder
Über 50 Nationen sind auf der diesjährigen Re:publica vertreten. Alleine das Netzwerk Afri Labs stellt 13 afrikanischen und weiteren Fab Labs und Innovation Hubs aus Südamerika und Asien vor. Mit Projektbeispielen wie dem Brck, einem mobilen Router und Hotspot aus dem 3D-Drucker, das zuverlässig Internet in entlegene Gebiete Afrikas bringt, eröffnete Erik Hersman von afrigadet.com die Konferenz mit seiner Keynote auf der großen Bühne. Ein offensichtliches Zugeständnis an das Innovationspotential des afrikanischen Kontinents, welches häufig ignoriert wird. Dabei müssen gerade in Afrika häufig Lösungen selbst gefunden werden, da es keine Anbieter gibt, die dies tun würden: Innovation findet an den Rändern statt, an Orten wo nicht alles reibungslos funktioniert, es ist daher nicht ungewöhnlich, dass Erfinder und gute Erfindungen gerade am Rand der Gesellschaft gefunden werden.
Das Wort Arbeit in Wissensarbeit ist kein Druckfehler
Es ist jedoch nicht alleine die Verfügbarkeit von Information und der Zugang zur Technologie ausreichend um Wissen zu generieren, sagt Wolf Lotter, der sein neues Buch Zivilkapitalismus bewirbt, sondern: Wissen muss erarbeitet werden. Ähnlich verhält es sich mit der Gesellschaft: In der Zivilgesellschaft geht es um die Selbstbestimmung und nicht um die Fremdbestimmung, wenn wir uns eine neue Arbeits- und Führungskultur wünschen, dann müssen wir selbst Chefs werden. Gerade weil sich der Kapitalismus in der Krise befindet gilt es jetzt – mehr denn je – die Ökonomie als ein Werkzeug der Befreiung zu begreifen, als ein Mittel zur Selbständigkeit und Wahrung der Menschenwürde. Zivilkapitalismus ist Interesse am anderen, ein kooperativer Kapitalismus, aus dem Verbraucher wir ein Mitunternehmer, jeder kann teilen muss es aber nicht.
Über die Re:publica
Die re:publica ist die größte Konferenz in Deutschland über Blogs, soziale Medien und die digitale Gesellschaft. Sie versteht sich als politische, kulturelle, vor allem aber als sehr junge Veranstaltung, die sich seit ihrer Gründung 2007 von einem Blogger-Treffen mit 700 Besuchern zu dem Event für Netzinteressierte und -profis entwickelt hat, an dem 2012 knapp 4.500 Gäste teilnahmen.
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