Something Is Happening Next Door

Berlins ehemaliger Flughafen Tempelhof war erneut Treffpunkt einer internationalen Designszene. Das DMY International Design Festival zeigte von 5.-9. Juni zum 11. Mal eine Auswahl zeitgenössischen Designs und thematisierte dessen Stellenwert in Europa.

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Ihren Ursprüngen treu geblieben, war die DMY auch dieses Jahr Plattform für junges Design und bot in seinen Ausstellungen viel Raum für junge und noch nicht etablierte Designer und – neben kommerziellen Studios – auch Platz für Kunsthochschulen. So fand schon zum zweiten Mal im Rahmenprogramm die "Nachschicht – Lange Nacht der Design Studios" statt, bei der man die Chance hatte, Einblick in das Arbeitsumfeld der Berliner Designwirtschaft zu nehmen. Dem entgegen wirkt die Werkschau des Designpreises der Bundesrepublik Deutschland ziemlich traditionell, mit wenig Mut zu Neuem – diese ist jedoch nicht kuratiert, sondern zeigt alle für den Preis eingereichten Arbeiten.

Die Zukunft Europas sollte ein Innovations-Lab sein

Neben klassischem Produktdesign ist auch auf der DMY die Maker Culture nicht mehr weg zu denken. Mehrere Studios und Hochschulen präsentierten Möglichkeiten der Produktion und der Vermarktung von Produkten, die mit Hilfe von 3D Druckern entstanden sind. Im "Speakers Corner" des Festivals lag mit den Open Talks der Fokus auf Crowdfunding sowie 3D-Printing. Startnext, eine deutschsprachige Crowdfunding-Plattform für kreative Ideen, war Kooperationspartner der DMY. Herausforderungen der Open-Source und Design Bewegungen im Copyright- und Intellectual Property-Bereich wurden bereits auf dem Festival im Jahr 2011 thematisiert, stellen jedoch nach wie vor eine noch zu lösende Aufgabe dar. Der Designer David Bizer berichtet, dass seine “Waveform Necklace”, eine in Form einer Klangwelle individualisierte und 3D gedruckte Kette, gerade dann erfolgreich wurde, als er die Anleitung für die Herstellung im Internet veröffentlichte. Versuche von anderen Firmen die Idee zu kopieren und zu vermarkten sind gescheitert.

Polen hat sich völlig neu Erfunden

Länderschwerpunkt der diesjährigen DMY war Polen. Der freie Kurator und Projektentwickler Ake Rudolf zeichnete für die Auswahl der polnischen Designer, Hochschulen und Studios verantwortlich und präsentierte unter dem Titel "Redefining the Ordinary" eine Auswahl von 40 Teilnehmern. Damit stellte er eine der umfassendsten Präsentationen zeitgenössischen polnischen Designs in Deutschland zusammen. Polen hat sich in den letzten 20 Jahren nach dem Fall des Ostblocks völlig neu erfinden und nach etwa 50-jähriger Planwirtschaft auf die neuen Anforderungen einer freien Marktwirtschaft adaptieren müssen. Diese Herausforderung hat es hervorragend gemeistert und sich, von den westlichen Nachbarn weitgehend unentdeckt, zu einer mondänen Gesellschaft entwickelt, in der Design eine zunehmend wichtige Rolle spielt.

Die jetzige Generation der 30-Jährigen ist bereits mit westlichen Einflüssen aufgewachsen und entwickelt ein Verlangen nach einem modernen, polnischem Design. Viele große internationale Marken lassen bereits in Polen produzieren und so ist es nur folgerichtig, dass Polen nun auch auf die Kreation eines neuen Designverständnisses setzt. Die Erfahrungen aus dem Mangel in der Planwirtschaft können dabei eine Chance sein. Die Menschen mussten mit dem Wenigen auskommen, was ihnen zur Verfügung stand und entwickelten häufig kreative und innovative Lösungen für Problemstellungen – eine wichtige Voraussetzung für innovatives Design.

Um den Missständen, die in der Planwirtschaft auftraten, entgegenzutreten, war ein starkes soziales Netzwerk unabdinglich: man unterstützt einander und tauschte sich aus. “Im Prinzip war Polen ein gigantisches nicht digitales Open-Source-Netzwerk” – beste Vorraussetzungen also, um auch mit den Herausforderungen der digitalen Welt umzugehen.

Über das DMY

Das DMY ist ein Internationales Design Festival in Berlin, welches 2013 vom 5. bis zum 9. Juni im ehemaligen Flughafen Tempelhof über 500 Designer aus rund 30 Ländern präsentierte. Das DMY, kurz für "Design My Youngster", ist aus dem Designmai Berlin hervorgegangen und zeigt einen Querschnitt aus Design, Forschung und Material von Hochschulen und internationalen Designstudios. Diesjähriger Länderschwerpunkt war Polen, welches als fünftes Gastland in Kooperation mit dem Polnischen Institut Berlin mehr als 40 Designstudios, Unternehmen und Design-Hochschulen vorstellte. Das DMY richtete den Designpreis der Bundesrepublik Deutschland aus und zeigte in einer Ausstellung alle eingereichten Arbeiten.

dmy-berlin.com

Bild(er) © Michal Wlodkowski
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