Filmmusik ohne Film. Ausgetüftelte Soundscapes und gehobene Electronica, leider ohne Dringlichkeit.
Wenn der ekelhafte Billig-Synthie schon nach nicht mal einer Minute anfängt, akustisch auf jegliche Geschmackssicherheit zu urinieren, fragt man sich, ob das jetzt wahnsinnig cool oder einfach nur schlecht sein soll. Grasscut wissen dabei natürlich genau, was sie tun. Man ist schließlich nicht umsonst bei Ninja Tune unter Vertrag. Und man merkt bald, was die beiden Londoner für tolle Soundtüftler sind. Dass sie ewig herumbasteln und dass sie ihren hohen künstlerischen Anspruch zufriedenstellen wollen, ist wohl das große Problem des Albums. „1 Inch / ½ Mile“ mag für die musikalische Untermalung von ambitionierten Indie-Filmen und Installationen toll sein – auf dem Tonträger hätte etwas weniger vom elitären Gehabe und diesem „Super-Knowledge-Inside“ nicht geschadet. Einer der beiden Künstler von Grasscut ist Filmmusikproduzent. Das merkt man sehr deutlich. Doch was gut im Zusammenspiel mit Bildern funktioniert, muss nicht unbedingt auch ohne klappen. Vielleicht ist das der Grund, warum ihre Live-Performances im Normalfall audio-visuell abgehalten werden. Doch so für sich allein stehend fehlen dem Album einfach die Bilder. Vor dem geistigen Auge entstehen sie nämlich nur bedingt.