Der ambitionierte Strategie-Mix hat offensichtliche Schwächen, überzeugt dafür jedoch mit Stil und einigen frischen Ideen. Und ganz ohne Rollenspiel-Elemente kommt auch dieser Divinity-Teil nicht aus, der noch dazu der bislang beste ist.
Wer ein klassisches Action-Rollenspiel erwartet, wird überrascht. Die Serientradition missachtend, ist "Divinity: Dragon Commander" ein ungewöhnlicher Strategie-Mix mit einem Hauch von Rollenspiel geworden. Auf einer Landkarte werden rundenweise Einheiten ausgehoben, Gebäude gebaut und Forschung betrieben. Dagegen finden die Kämpfe in Echtzeit statt. Dieses Konzept kennt man ja beispielweise von der "Total-War"-Franchise. Doch hier fällt die Rundenstrategie deutlich reduzierter aus und auch die Kämpfe spielen sich anders. Das liegt vor allem an unserem Drachen, der auf Wunsch jederzeit ins Scharmützel eingreifen kann und für ordentlich Chaos und Zerstörung bei den feindlichen Truppen sorgt; er ist jedoch mit Bedacht einzusetzen – wer zu lange die eigenen Truppen vernachlässigt könnte es bereuen.
Zwischen den Kämpfen wird nicht nur auf der Landkarte taktiert, sondern auch im Besprechungsraum. Nur wer genügend Verbündete unter den anderen Völkern auf seiner Seite hat, kommt langfristig voran. Es auf Dauer allen recht zu machen, funktioniert nicht; so manche Entscheidung sollte deshalb wohl überlegt sein. Ganz ohne Rollenspiel geht’s eben doch nicht bei einem "Divinity".
Das Konzept von "Divinity: Dragon Commander" ist ambitioniert. Viele der Elemente funktionieren, an vielen Ecken und Enden fehlt jedoch der nötige Feinschliff. So ist es zwar lobenswert, gekonnt mehrere Spieltypen zusammen zu werfen und obendrein mit ein paar netten Features zu garnieren, aber jedes dieser Elemente hat man anderswo schon mal besser gesehen. Zudem bieten die Kämpfe gegen die KI auf Dauer zu wenige Abwechslung und Tiefgang. Im Multiplayer – hier haben die Gegner ebenfalls Drachen – sieht die Sache schon anders aus: da sind epische Schlachten praktisch vorprogrammiert. Letztlich bleibt ein Spiel, das über weite Strecken zu unterhalten vermag und frischen Wind ins Genre bringt.