Neugierigen Schnüffelnasen mit Sinn fürs Absurde passiert es zuweilen, dass ihnen das Schicksal voll geschmierte Notizzettelchen, Einkaufslisten, Briefe und dergleichen zuspielt und auf diese Weise aus dem Zusammenhang gerissene Einblicke ins Profane der Anderen gewährt. Verlorene Botschaften zu lesen gehört sich zwar nicht, ist aber schön, und dementsprechend ist die Lektüre dieser Fundstücke von freudigem […]
Neugierigen Schnüffelnasen mit Sinn fürs Absurde passiert es zuweilen, dass ihnen das Schicksal voll geschmierte Notizzettelchen, Einkaufslisten, Briefe und dergleichen zuspielt und auf diese Weise aus dem Zusammenhang gerissene Einblicke ins Profane der Anderen gewährt. Verlorene Botschaften zu lesen gehört sich zwar nicht, ist aber schön, und dementsprechend ist die Lektüre dieser Fundstücke von freudigem Genuss begleitet – wie es halt so ist mit kleinen Übertretungen fremder Privatsphären. Ein Genuss, den auch der Amerikaner Davy Rothbart als bekennender Zettelnarr nur allzu gut kennt, und unter dem Titel „Found“ herausgegeben hat. Der Schweizer Verlag Kein & Aber hat sich nun den amerikanischen Bestseller zur Brust genommen und das Notizzettelkompendium säuberlich (inklusive stilechter Rechtschreibfehler) ins Deutsche übertragen. „Absender unbekannt“ heißt das sinnige Ergebnis, und flutscht ob seines offenbarten Alltagswahnsinns richtig runter. „Hast du schon mal was gemacht, was den anderen komisch vorkam, weil du genau wusstest, es ist Gottes Wille?“ Vielleicht derartige Botschaften hinterlassen? „Lieber Gott, Mein Dad ist sehr krank und liegt im sterben gib mir Geld gottverdammt noch mal.“ Andere Antworten kann man sich gefälligst selber suche, oder vielleicht eigene Fundstücke an www.absender-unbekannt.de schicken, auf dass dereinst ein weiters Sammelsurium erscheine, das nicht übersetzt werden muss.