Amnesia: The Dark Descent

Von unfassbarem Grauen und pechschwarzer Verzweiflung erzählt dieses Independent-Meisterwerk, in dem die Andeutung, die vage Vorahnung von unfassbarem Grauen das prägende Stilelement sind.

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Der Urvater des Survival Horror ist »Alone In The Dark«, welches damals für wohlig-schaurige Stimmung sorgte. Das Independent-Studio Frictional Games, bekannt durch die gute »Penumbra«-Reihe, bediente sich der gleichen Inspirationsquelle: H.P. Lovecraft. Doch stiegen sie mit ihrem aktuellen Werk noch viel tiefer in dessen erzählerische Abgründe hinab. Das Ego-Adventure »Amnesia: The Dark Descent« umgibt eine unaussprechlich böse Aura – wie zwischen des Altmeisters dunkelsten Zeilen und all die großen Hersteller dieser Welt sollten sich vor dieser Leistung ehrfürchtig verneigen. Die Erkenntnis, dass wahre Angst niemals durch bluttriefendes Gemetzel produzierbar ist, spiegelt sich hier bestens wider. Vielmehr ist die Andeutung, die vage Vorahnung von unfassbarem Grauen das prägende Stilelement. Und wird die lauernde Gefahr einmal zum Greifen, ist das Ende meist ebenfalls nahe.

Der Held des Spiels erwacht. Er ist in einem alten Schloss, erinnert sich an nichts als seinen Namen – Daniel. Er sucht nach Antworten, spürt, hier bietet sich kein Schutz. Seinen gnadenlosen Verfolgern hat er nichts entgegenzusetzen. Er muss sich besser verstecken oder das Heil in der Flucht suchen, will er nicht elends sterben. Die Finsternis aber ist Daniels Freund nicht, packt ihn doch nach kurzer Zeit der Wahnsinn mit eisigen Klauen, so er nicht rasch eine Lichtquelle erreicht. Matter Kerzenschein oder grelle Blitze, ab und an von draußen die Kulisse erhellend, lassen jedoch manch hässliches Detail erkennen: Wie ist jene Kreatur geartet, die dort tückisch um die Ecke schleicht? Der bloße Anblick zerrt an Daniels Nerven, ja, reißt ihn ins Verderben, wenn er zu lange verharrt: Vormals leise Geräusche schwellen zu ohrenbetäubendem Lärm an; und quälende Halluzinationen drohen Daniel zu ersticken. Der Wahnsinn birgt viele Gesichter – doch letztlich immer dieselbe Konsequenz: den Tod. Zurück also, in die verhasste Dunkelheit …

Dank der eigens entwickelten Physik-Engine klickt man nicht nur auf Objekte, man manipuliert sie. So geht die Tür erst auf, wenn die entsprechende Bewegung mit der Maus ausgeführt, die hochgezogene Brücke herunter, wenn diese mit schweren Gegenständen beschossen wird. Das funktioniert gut, manchmal sehnt man sich jedoch nach genretypischem Point’n’Klick. Daneben existieren auch klassische Rätsel, welche sich angenehm ins restliche Spiel einfügen. Die Grafik, obgleich etwas veraltet, ist stimmungsvoll, zweckdienlich. Neben der beklemmenden Klangkulisse und dem schemenhaft-abscheulichen Monsterdesign, das H.P. Lovecraft zur Ehre gereicht, ist es vor allem die ständig präsente Ohnmacht, welche »Amnesia« strahlen lässt. Eine Offenbarung für alle die auszogen, das Fürchten zu lernen.

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