Jamie Stewart ist bei Avantgarde-Dance-Pop angelangt. Düster zwar, aber durch die analogen Synths und Drum-Machines teilweise sogar tanzbar. Und das nicht nur in der Gruftie-Disco.
Sollte man den gesamten Xiu Xiu-Output mitverfolgen wollen, so wird man vor eine schier unlösbare Aufgabe gestellt. Jamie Stewart, die letzten paar Jahre unterstützt durch Angela Seo, bringt unentwegt neue Releases raus. Auf Alben folgen Singles, Split-Veröffentlichungen, Compilation-Beiträge. Dazu scheint die Band pausenlos zu touren. Jamie Stewart ist eine unruhige Seele, die in den Songtexten auch immer wieder nach außen gekehrt wird.
Mit John Congleton von The Paper Chase haben Xiu Xiu für “Angel Guts: Red Classroom” wieder auf den perfekten Produzenten für die musikalische Umsetzung beklemmender Seelenzustände gesetzt. Der Umzug von North Carolina nach Los Angeles war offenbar nicht gerade gut geplant und so landete Stewart in einer von Banden dominierten Gegend, in der man in der Nacht nicht ohne Angst um sein Leben vor die Türe geht. Diese Stimmung hat Stewart versucht fürs aktuelle Album zu kanalisieren. Und das ist ihm auch wieder gelungen.
Durch den Einsatz von ausschließlich analogen Synths und Drum-Machines sind teilweise aber auch richtig tanzbare Avantgarde-Pop-Stücke entstanden. Darüber liegt – wie so typisch für Xiu Xiu – die gehauchte Stimme Stewarts, die alles andere als jugendfreie Texte wiedergibt. Auf Xiu Xiu muss man sich – wie immer – einlassen. Aber “Angel Guts: Red Classroom” ist beinahe zugänglich. Zumindest für Xiu Xiu-Verhältnisse.