Anything In Return

Hintergrundmusik mit Anspruch: Toro Y Moi vermengt weiterhin Wave und Black Music zu Songs, die für Bars und Schlafzimmer gemacht sind.

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Es wäre zu einfach, Toro Y Moi als den perfekten Hipster zu verspotten. Sammeln wir trotzdem mal einmal kurz die Argumente, die dafür sprechen: Der Musiker, der auf den bürgerlichen Namen Chazwick Bundick hört, hat einen College-Abschluss in der Tasche (Buh!), tobt sich nebenbei im Bereich Grafikdesign und Fotografie aus (Pfui!) und produziert am laufenden Band blogaffine Stücke (Pfff!). Außerdem ist er halb schwarz, halb Filipino, trägt riesige Brillen und hat einen Endorsement-Deal mit Urban Outfitters. What is this? 2008? Aber wie gesagt: zu einfach. Ja, Toro Y Moi wurde mit der »Glo Fi«-Welle heraufgespült und reitet sie auch weiterhin recht souverän.

Konkret macht Brundick auf »Anything In Return« das, womit er bei »Underneath The Pine« aufgehört hat. Er nimmt die entspannteren Spielarten von dem, was man unter dem Label »Black Music« versammelt, und verordnet ihnen ein wenig Wave-Moderne. Also vor allem ganz viel Synthie, aber auch das eine oder andere Vocal-Sample. Heraus kommen Songs, die manchmal in Richtung Funk gehen (»Say That«), manchmal in Richtung R’n‘B (»So Many Details«), zwischenzeitlich aber auch so cheesy sind, dass sie sich auch unter einem French House-Etikett wohlfühlen könnten. Bei »Rose Quartz« können wir uns wohl auf einen Fred Falke-Remix einstellen. Aber keine Angst: Toro Y Moi kann Understatement und vermeidet die Hochglanz-Politur. Der Produzent in ihm legt klugerweise über alles ein soundtechnisches Milchglas, sodass seine Musik auch im Lo-Fi-Umfeld funktioniert.

Toro Y Mois Musik ist perfekt für zwei Situationen: Erstens in Bars und zweitens im Schlafzimmer. Hintergrundmusik im besten Sinne, was übrigens durchaus positiv gemeint ist und nichts mit Fahrstuhl zu tun hat. Einen Song, der unpeinlich ist, einen Abend subtil vorantreibt, sich nicht in der Vordergrund drängt, aber auch in Konversationspausen keine unangenehme Stimmung verbreitet, muss man erstmal produzieren. Und das liefert »Anything In Return« überzeugend. Und daneben auch ein paar richtig gute Doing-It-Songs, die man problemlos auflegen kann, wenn man romantische Stimmung erzeugen will und die WG-Wände nicht zu dünn sind. Schlechte Nachrichten für Marvin Gaye: Zumindest in Studenten-Kreisen könnte er bald ausgedient haben.

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