Biffy, what?

Angefangen haben soll es mit einem Kugelschreiber und Cliff Richard – aber das ist schon lange her. Heute stehen Biffy Clyro zwischen den Stühlen, klischeehafter Indie-Ehrlichkeit und teurem Rockbombast.

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Vor vier oder fünf Jahre ließen sich Biffy Clyro das letzte mal in Wien blicken. Damals bespielten die drei schottischen Buben das Wiener Flex und waren recht beeindruckt von dem Club direkt am Fluss, wie Bassist James am Telefon versichert. Die Leitung nach Schottland knackst und rauscht ein wenig, trotzdem höre ich am anderen Ende der Leitung ein entspanntes Bandmitglied, das die Früchte der gemeinsamen Arbeit näher zu bringen versucht. Schottland, ein kleines Land in dem, soviel wissen wir seit Trainspotting und aus Erzählungen des näheren Bekanntenkreises, das Leben durchaus hart sein kann. „Scottland is wet and cold most of the time, but a good thing is, that you’re never far away from quiet places.“ „Puzzle“ist ihr erstes Album bei einem Major, das Vierte insgesamt. Die Vorgänger erschienen auf dem Indie Beggars Banquet und mit dem zweiten Release avancierte Biffy Clyro zum Alternativetipp und brachte es ins Weezer-Vorprogramm. Nicht schlecht, besonders, wenn man bedenkt, dass Weezer zu den Hereos der Band gehörten. „We formed the band more or less 17 years ago, the drummer and I are twins, and we met Simon in school.“ Schöne Geschichte, eigentlich.

Biffy Clyro wollen ihre Hörer mit allen Mitteln überraschen. Das hat das Pop-Core-Trio aus Glasgow mit seinem etwas monotonen Wechselspiel der Gegensätze – laut/leise, melodisch/brachial – auf seinen bisherigen Alben immerhin genügend bewiesen, um eine Spur in der Britrock-Szene zu hinterlassen. Jetzt, für ihren vierten Anlauf mit dem Budget eines Majorlabels ausgestattet, werden die Möglichkeiten zu überraschen in eine Richtung beflügelt, die von ihrer einstigen, rauen Teenager-Experimentierfreudigkeit weit entfernt liegt und die Schotten zwischen allen Stühlen landen lässt, obwohl – oder: gerade weil – man sich aus verschiedensten Stilschubladen bedient. Trotz der refrainlastigen Hymnenmelodien und punktgenau gesetzten Riffs, trotz des von Produzent Garth Richardson (Rage Against The Machine) und Mixer Andy Wallace (Nirvana) routiniert gegen den Strich gebürsteten Sounds, trotz der ambitionierten Arrangements mit Streichern und Chören – die Songs auf „Puzzle“ täuschen Stimmungen an, gehen auf den Hörer zu und lösen sich in Luft auf. Keine Überraschung, sondern ein weiteres für ein bestimmtes Genre zurechtgeschliffenes Produkt, das die Nachfrage befriedigt.

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