Das US-amerikanische Magazin Spin bezeichnet Antwan André Patton alias Big Boi als »best-kept secret«. Eine Zuschreibung, die bis dato auch zuzutreffen schien. »Sir Lucious Left Foot… The Son Of Chico Dusty« erklärt dieses Attribut nun aber für nichtig. Mit seinem zweiten Soloversuch – nach »Speakerboxxx«, das eigentlich gemeinsam mit dem alles überstrahlenden »The Love Below« […]
Das US-amerikanische Magazin Spin bezeichnet Antwan André Patton alias Big Boi als »best-kept secret«. Eine Zuschreibung, die bis dato auch zuzutreffen schien. »Sir Lucious Left Foot… The Son Of Chico Dusty« erklärt dieses Attribut nun aber für nichtig. Mit seinem zweiten Soloversuch – nach »Speakerboxxx«, das eigentlich gemeinsam mit dem alles überstrahlenden »The Love Below« von André 3000 als Outkast-Doppelalbum geführt wird – hat Big Boi ein elektrisierendes Funk-Feuerwerk vorgelegt, dessen Sprengkraft genauso auf die legere Reimkunst seines Schöpfers baut wie auf die vielen hochkarätigen Kracher, die er als Gäste geladen hat. Angefangen bei der Riege an Produzenten, mit denen Big Boi an den Reglern gesessen ist: Gemeinsam mit Organized Noize, Salaam Remi, André 3000 und anderen hat er einen originellen Club-Sound kreiert, der mit vielen ungestümen Einzelteilen – analog und digital verschränkt – zum großen druckvollen Ganzen heranwächst. Die Drums marschieren geradewegs Richtung Brettertanzboden, die Synthesizer dröhnen dick und bunt, der Bass drückt bombastisch nach, die Gitarren schneiden die dicke Club-Luft in kantige Scheiben, und die vielen Gastsänger nuancieren mit wohldosierten R&B-Grooves. Das Mikrofon wechselt zwischen Nachwuchstalenten wie Janelle Monáe, die den Song »Be Still« mit ihrem Organ veredelt, Gucci Mane, der über den Beat von »Shine Blockas« schlurft, oder Yelawolf, der den White-Trash zelebriert. Sie und einige mehr fügen sich nahtlos in das von Big Boi erdachte Gesamtbild ein. So ist die zwingende Single »Shutterbug« nur einer von 15 abwechslungsreichen wie mitreißenden Tracks, die auf Anhieb jene Zweifler vom Platz fegen sollten, die dachten, mit Big Boi wäre nicht mehr zu rechnen. Das Warten hat sich gelohnt. Jetzt muss nur noch das nächste Outkast-Album rauskommen, und der Hip-Hop wäre wieder einmal gerettet.