Drei Jahre nach seinem Konsens-Album „Asa Breed“ knallt uns der amerikanische Indie-Techno-Held Matthew Dear den in schwarz getauchten Nachfolger „Black City“ um die Ohren. Ein Album voll Melancholie, verzückender Sounds und produktionstechnischer Raffinesse.
Beobachten zu können ist eine Gabe, vor allem wenn dabei ein Blick unter die Oberfläche der Dinge geworfen wird – dorthin, wo oftmals die Zusammenhänge begraben liegen. Dabei werden auch weniger angenehme Dinge erspäht, die besser unentdeckt geblieben wären. Wer sich aber traut, sich seinen dunklen Erinnerungen zu stellen, wird hinter der grauen Wolkendecke die ersten Sonnenstrahlen aufblitzen sehen können.
Matthew Dear stochert in „Black City“ in den dunklen Winkeln, dem verrottenden Teil einer Großstadt. Es handelt sich dabei aber nicht um den Big Apple, wo der in Texas geborene DJ und Produzent lebt, sondern viel mehr geht es dabei um seine innere Stadt, sein Seelenleben. Dears Metropolis ist düster, melancholisch angehaucht wie eine Fensterscheibe im geheizten Musikzimmer. Der Sound liegt irgendwo zwischen Electronica und Singer/Songwriting gepaart mit der Arbeitsweise eines Technoproduzenten. Am markantesten ist dabei sicherlich seine Stimme: Die klingt wie eine freundlich, düstere Variante von cLouddead-Rapper Dose One ohne der akustischen Attitüde einer dreckigen Snare. Das sitzt wie eine maßgeschneiderte Hose am eigenen Popsch; zwickt nicht und lässt den gewissen Spielraum, damit einem nicht der besagte Wolf heimsucht.
Zurück zum Anfang. Die Eröffnungsnummer „Honey“ gibt vom ersten Moment an den Drall vor: Das Erwachen in der Früh mit dem Blick über eine Stadt, die in einer Nebelsuppe schwimmt. Der Pan-Effekt am Ende des Tracks ist bezeichnend dafür. „I Can‘t Feel“ shuffelt so gekonnt herum, dass Kompakt dafür eigens ein neues Sublabel gründen müsste. Die dritte Nummer ist gleichsam Titelstück: „Little People (Black City)“ markiert die Heilige Dreifaltigkeit des Albums: Verlust, Liebe und Vergessen. Auf knapp zehn Minuten verteilt Dear seine Botschaft Part für Part über die Stadt. Dann der erste stilistische Bruch: „Slowdance“ holt den Hörer im übertragenen Sinn runter; Dear reduziert das Tempo, zeigt seine Kunst im Zeitraffer. Er zeigt somit unkaschiert, wie das Leben ist – auf eine songlastige, bowie-esque und spannende Art. Großartig!