Warten auf Konkretes
Nach vier Jahren voller Kollaborationen und Projekte veröffentlicht Fennesz ein neues Solo-Album. „Black Sea“ lässt trotz aller Introvertierheit Anschluss zu.
Als halbwegs aufmerksamer Musikrezipient kommt es einem gar nicht so vor, als wären mehr als vier Jahre seit Fennesz‘ letztem Album „Venice“ vergangen. Mit zahlreichen Kollaborationen, gemeinsamen Musik-Projekten, Theater und anderem war Fennesz in der Zwischenzeit beschäftigt. Ein Höhepunkt mit Lokalkolorit war sicher sein Konzert mit Mike Patton in der Wiener Arena. Nun also wieder Fennesz mit einem Album, das er in erster Linie ganz allein zusammengebastelt hat. Trotz dem Einsatz anderer Klangmittel, bleibt die Gitarre das zentrale Element – und wie gewohnt holt Fennesz aus dem Instrument eine klangliche Breite, wie es nur ganz Wenige verstehen: zarte bis breiige Texturen stehen neben einzelnen, unverzerrten Tönen, vermischen sich und trennen sich wieder.
Stärker als viele seiner Kollegen fordert Fennesz gerade auch mit dieser aktuellen Platte Geduld ein. „Black Sea“ hat extrem schöne, erhebende Momente und bietet so manch zugängliche Passage – vieles an der Platte ist aber auch auf eine unerbittlich trockene Art zäh. Die Tracktitel legen keine eindeutige Fährte, bieten eher Assoziations-Möglichkeiten als eine über die gesamte Platte legbare Lesrichtung. Doch „Black Sea“ bietet auf mehr oder weniger komplexe Weise trotzdem genügend Möglichkeiten, als äußerst aktuelles Werk verstanden zu werden, dessen lange, ruhige Phasen Erwartungen schüren, die sich manchmal auf fast banale Weise erfüllen. Da geht es dann vielleicht gar nicht um einen bestimmten aktuellen Zustand 2009, sondern um eine Beschreibung allgemeiner, sich wiederholender Zustände. Mit seinen konzentrierten, hybriden Sound-Choreografien bleibt Fennesz internationaler Experimental-Superstar.