Der gespannte Muskel
Mit „Call Of Duty – Modern Warfare II“ wollen Infinity Ward und Activision das ultimative Kriegsspiel schaffen und setzen sich dabei – bewusst und selbstbewusst – über allerlei hinweg.
Die „Call Of Duty“-Reihe beschäftigt Spieler seit vielen Jahren. Mit „Modern Warfare“ wurde das Setting vom Zweiten Weltkrieg in die nahe Zukunft verlegt und ein atemberaubendes Kriegsspiel geschaffen. Inklusive inhaltlich kontrovers diskutierter Einzelspielerkampagne und einem viele bis heute begeisternden Multiplayer-Part. Teil 2 übertreibt all das – dass die Entwickler dennoch siegessicher sind, zeigt sich auch am erhöhtem Verkaufspreis, der mit dazu führte, dass noch nie ein Medienprodukt so schnell so viel Umsatz machte wie „Modern Warfare II“: Angeblich 550 Millionen US-Dollar in den ersten fünf Verkaufstagen, bei Herstellungskosten von rund 50 Millionen und gesamt 200 Millionen für Entwicklung, Produktion und Marketing.
Die Einzelspielerkampagne hetzt den Spieler durch ein kurzes Spiel ultimativer Action, bei dem die Story über einen Racheangriff der Russen auf Amerika mies erzählt wird und Szenen wie das berüchtigte Flughafen-Level, in dem der Spieler im Undercover-Einsatz dabei ist, wenn die Terroristen hunderte Zivilisten erschießen, reine Effekthascherei sind. Missionen in Washington oder einem Gulag verstärken den Verdacht auf einen Fokus, der auf Effekten statt Inhalten liegt. Tadellos für Konsolenspieler ist wieder einmal die Multiplayer-Version; PC-Spieler müssen leider auf für sie typische Vorteile verzichten und können nur über Steam spielen. Zusätzlich gibt es noch einen Herausforderungsmodus, in dem Spieler in kurzen Levels gemeinsam gegen eine Gegnerschar antreten können – auf der Jagd nach Punkten und Zeitrekorden. Entwickler und Publisher erlauben sich bei „Modern Warware II“ also so manches ( hoher Preis; kurze, dumme Story; nicht immer narrativ geerdete Gewalt; PC-Spieler ohne ihre Server-Multiplayer-Möglichkeiten, …) und beweisen damit in erster Linie, dass sie sich das alles leisten können und trotzdem gerne gekauft werden. In dem Fall funktioniert das auch deswegen, weil Action-Fans tatsächlich noch nie ein so intensives Spiel geboten wurde und sie sich somit nicht verarscht fühlen müssen.