Wenn man sich vor Augen führt, welchen Weg Chan Marshall seit Mitte der 90er gegangen ist, darf man zumindest kurzfristig vor Ehrfurcht erstarren: Bevor sie vor zwei Jahren den stets in ihr wohnenden Soul auf „The Greatest“ herausließ und endgültig zu Everybody’s Darling avancierte, hatte sie sich schon auf „You Are Free“ von den brüchig […]
Wenn man sich vor Augen führt, welchen Weg Chan Marshall seit Mitte der 90er gegangen ist, darf man zumindest kurzfristig vor Ehrfurcht erstarren: Bevor sie vor zwei Jahren den stets in ihr wohnenden Soul auf „The Greatest“ herausließ und endgültig zu Everybody’s Darling avancierte, hatte sie sich schon auf „You Are Free“ von den brüchig scheppernden Lo-Fi-Songwriter-Großtaten ihrer Anfangstage verabschiedet, mit denen es ihr gelungen war, sich in so manches Herz zu spielen. Egal aus welcher Phase, Cat-Power-Musik hat eine ergreifende Qualität, und dass Chan Marshall nicht nur mit ihrem eigenen, sondern auch mit Fremdmaterial zu berühren weiß, zeigt sie nach „The Covers Record“ (2000) nun ein weiteres Mal.
Der Zugang mag derselbe sein, also sich Songs anderer völlig zu eigen zu machen, sodass man sie oft nur noch am Text erkennt; das Ergebnis allerdings ist ein völlig anderes, so besticht sie jetzt nicht mit spröden, im Alleingang aufgenommenen Versionen, sondern lässt sich von Leuten wie Jim White, Judah Bauer oder gar Spooner Oldham begleiten. Was herauskommt ist letztlich Soul, wenn auch unter Chan Marshalls Bedingungen. Und um davon in den Bann gezogen zu werden, muss man die Originale nicht kennen.