Freak Folk Adé: Das Animal Collective tauscht auf seinem neuen Longplayer die Hippiegitarre mit Electropop aus. Eine unerfreulich unglückliche Neuorientierung.
Das Schöne ist: Die neue Animal Collective ist nicht “more of the same“. Das schlechte dabei ist, es ist auch nicht mehr so schön, wie es einmal war. Die mittlerweile nicht mehr so jungen Jungs aus Brooklyn mögen es nicht leicht haben – sind sie doch von den weirden Blumenkindern des Freakfolk-Undergrounds zu so etwas wie einem universellen Trademark der New Weird America-Bewegung aufgestiegen. Alles, was sie jetzt tun, wird an dem bewertet werden, was davor war. Der Gipfel ist mittlerweile erklommen – und es geht unvermeidlich wieder hinunter.
Nach den grandiosen Psychedelic-Pop Alben “Feels“ und “Merriweather Post Pavillion“ führt “Centipede Hz“ in neue, trotzdem nicht ganz unbekannte Räume. Der Sound ist ähnlich elektronisch geraten wie auf Avey Tares Solo-LP “Down There“, die Lieder folgen demselben überschwänglichen Unsinn, der auch schon “Strawberry Jam“ zu einer heiklen Angelegenheit machte. Der Sound scheint diesmal mehr von Tares Noise-Explorationen geprägt worden zu sein als von Noah Lennox und dessen Strand Core-Replikaten.
Ja, Veränderungen sind wichtig und können gut tun. Aber neben immer noch sehr schönen, leicht reduzierten Nummern wie “Father Time“, “New Town Burnout“ oder “Amanita“ enthält dieses lange Album erschreckend viel Leere in sich. Als ob sich die Band beim Versuch, nur nicht wie immer zu klingen, gänzlich verlaufen und schlussendlich resigniert das Weite gesucht haben würde. Vielleicht sind einfach zu viele Erwartungen im Spiel. “Centipede Hz“ ist kein grundsätzlich schlechtes Album, aber dennoch das bisher entbehrlichste aus dem ansonsten reichhaltigen Katalog der Band.