Zum 50 Jahre-Jubiläum von Amnesty International covern 72 Interpreten Dylan. Ein Sammelsurium aus heiligem Quatsch, ernsthaft ambitionierten Covers und unglaublichen Trash.
Bob Dylan ist ein Mann mit vielen Gesichtern. Seit Jahrzehnten ist er die Projektionsfigur für nahezu Alles – vom Protestsänger zum Zyniker, vom Wortführer der amerikanischen Gegenkultur zum sich selbst darstellenden Beat-Poeten, vom Nihilisten zum Jesus-Freak. Zur Zelebration des 50-Jahr Jubiläums von Amnesty International erscheint nun eine 4-CD-Cover-Compilation, die dem künstlerischen Kanon Dylans 72 weitere Gesichter zuschreibt. Musiker aus den verschiedensten Genres versuchen sich an Dylans Schatzkammer – manchmal brav nachgespielt, manchmal völlig frei interpretiert, manchmal mit Faible für schlechten Geschmack himmelhoch jauchzend verhunzt.
Von obligatorischen Singer/ Songwriter Vertretern wie Johnny Cash, Kris Kristofferson oder Elvis Costello und den üblichen Verdächtigen – Pete Townshend, Sting, Lenny Kravitz, Sinéad O‘Connor, Marianne Faithfull – warten auf dem Programm auch musikalische Skurilitäten wie das Teenie-Popsternchen Miley Cyrus, die eine furchtbar unglaubwürdige Version von “You‘re Gonna Make Me Lonesome When You Go“ zum Besten gibt, oder Maroon 5 mit einem grandios trashigen “I Shall Be Released“ darauf, vom professionellen Dylanologen erschreckt belauscht zu werden. Auch die Indie-Ecke ist mit Bands wie My Morning Jacket, Bad Religion, My Chemical Romance oder den Queens Of The Sone Age reichlich vertreten. Neben vorprogrammierten Rohrkrepierern gibt es unbestreitbare Highlights auf der Compilation, wie zum Beispiel das vom Kronos Quartett ambitioniert interpretierte “Don‘t Think Twice, It‘s Alright“ oder Jackson Brownes Soul-Umdeutung von “Love Minus Zero/No Limit“. Kurzum: “Chimes Of Freedom: The Songs Of Bob Dylan“ ist ein Sammelsurium aus heiligem Quatsch, ernsthaft ambitionierten Covers und unglaublichen Trash. Und insofern ganz im Geiste Dylans ausgefallen.