Cryptozoology

Die Reifeprüfung

Anna Kohlweis aka Paper Bird tauchte vor ziemlich genau zwei Jahren auf der Bildfläche auf. Mit ihrem Debütalbum "Peninsula" verzückte sie nicht nur die heimische Singer/Songwriter-Szene. Ihr Zweitling "Cryptozoology" ist nun das Dokument einer durchaus faszinierenden Entwicklung.

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Glaubt man den Erzählungen junger Eltern, so zählt es zu den schönsten Dingen des Lebens, Babys und Kleinkindern beim Wachsen und Gedeihen zusehen zu können. Selbst für jene, die sich keine allzu großen Kinderliebhaber nennen, scheint das nachvollziehbar. Ist eine aus der Distanz erlebte Entwicklung in den verschiedensten Lebensbereichen oft bereits beeindruckend genug. So zum Beispiel auch Anna Kohlweis’ Transformation von einer schüchternen 21-Jährigen bei ihrem ersten Konzert in der Wiener Vorstadt im April 2006 hin zu einer selbstbewussten Künstlerin ohne Allüren, die das Publikum alleine mit ihrer Präsenz von der Bühne aus regelrecht kontrolliert. Anna Kohlweis’ (Erfolgs-)Geschichte, die sich D.I.Y.-typisch fast ausschließlich durch positives Feedback definiert, ist aber auch die des ständigen Hinterfragens, mit dem vor allem Solokünstler zu kämpfen haben. Macht man, wie bei „Cryptozoology“, alles selbst (von (Multi-)Instrumentierung über Gesang bis hin zur Aufnahme und Cover-Layout), so ist die Gefahr ein mögliches Scheitern persönlich nehmen zu müssen, größer als wenn Band-Kollegen mitverantwortlich sind. Dieser sich im Kopf abspielenden Unsicherheit, die manchmal aus Textzeilen wie „I put on that dress because someone said it makes me look younger and I don’t know / I put on that lipstick because someone once said it makes me look older“ („That’s how it works II“) ablesbar ist, steht eine in den letzten zwei Jahren gewonnene musikalische Selbstsicherheit gegenüber, die „Cryptozoology“ im Endeffekt zu etwas ganz Besonderem macht. Die neuen, mit deutlich besserem Equipment im Heimstudio aufgenommenen Songs, denen zwar die Ohrwurmqualität von älteren Nummern wie „Harbour“ oder „Good Morning, Split Sides“ fehlt, die sich aber langsam und umso intensiver entfalten, stellen das Dokument eines mehrjährigen Reifungsprozesses dar, der 2008 sicherlich noch nicht abgeschlossen ist.

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