Leise ist das neue Laut und Abhängigkeit ist die neue Unabhängigkeit. Oder: Wie mans anstellt, einfach so den Kuschelpopsong in Reinkultur wieder zu beleben.
Irgendwie klingt alles, bei dem Erlend Øye seine überaus musikalischen Fingerchen im Spiel hat, einfach gut. Bislang konnte er zwei Kings Of Convenience-Alben auf sein Konto verbuchen, zwischen den beiden Platten frönte er ausgiebig seiner Affinität zur elektronischen Musik, nahm sein Soloalbum „Unrest“ auf und trällerte mit seiner warmen, markanten Stimme über alles was die Technomaschinerie hergab: Royksopp, Phonique, DJ Hell, … Irgendwann wurde der Wunsch nach einer Band wieder laut und Erlend zog nach Berlin, um dort The Whitest Boy Alive zu gründen. Eirik Glambek Bøe, der zweite Teil der Kings Of Convenience, hielt sich dagegen musiktechnisch im Hintergrund. Einmal nur auf Feists „The Reminder“ konnte man seine zarte Stimme vernehmen, ansonsten vergrub er sich in den Tiefen der norwegischen Stadt Bergen, um dort der Teufel weiß was zu tun. Nach Gerüchten um eine Trennung und Mutmaßungen darüber, dass sich Erlend und Eirik endgültig nicht mehr leiden können – kennen sich die beiden doch schon, seit sie zarte elf waren – hat nun nach fünf langen Jahren das Bangen und Hoffen ein Ende. „Declaration Of Dependence“ heißt das dritte Meisterstück, eine Abhängigkeitserklärung an die Zurückhaltung und die Gelassenheit in der Popmusik. Eine Absage an Pomp und Firlefanz.
Die beiden Vorzeigeschwiegersöhne zeigen uns mal wieder, dass gut nicht immer gleichbedeutend mit Veränderung sein muss, dass keine Entwicklung auch eine Entwicklung sein kann. Kings Of Convenience verbrüdern sich gegen die Moderne, gegen Inszenierung und Aufgesetztheit und bieten damit einen anachronistischen Gegenentwurf. Schon allein die Covergestaltung ihrer Alben deutet auf eine gewisse Rückläufigkeit, indem sie auf Zeiten verweist, in denen das Drumherum noch nicht so wichtig war. Mit ihrer Musik spinnen Eirik und Erlend das Konzept der Reduziertheit weiter: verträumte, rein akustische instrumentierte Songs, die vor Intimität nur so strotzen. Kings Of Convenience konservieren wunderschöne, unaufdringliche Melodien und unterwerfen sich erfrischenderweise eben nicht den üblichen popkulturellen Zwängen. Damit bleiben sie das beste Popduo seit Ike & Tina.