Other People's Problems

Von einer Neuerfindung, die zuerst scheitern muss, um neue Perspektiven zu generieren: Mit dem Zerstückeln und Zersetzen von synthetischen Sounds brechen Breton mit den Genregrenzen und Brot mit dem wärmeisolierten Feind Elektronik.

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Das soll wieder ein Superhype werden. Ganz britisch erfindet die Band alles und das musikalische Rad neu. Die Medien müssen befeuert werden. Nur was ist schon tatsächlich neu? Auf "Blanket Rule" finden Verschmelzungen statt, kein Song gleicht dem anderen. Ein Sezieren und Zusammensetzen, Recycling und Rekombinationen von allzu Bekanntem lässt sich ausmachen. Diese Referenzfülle, Musikgeschichts-Elemente und ein Zurechtbiegen von musikalischen Attitüden findet sich auf sehr vielen Platten.

Auch wenn die Songs von Breton nicht die Antworten auf alle Fragen bieten, muss man der Platte dann aber zugestehen, dass sie ihre eigene, sehr klar gezeichnete Sprache spricht. Die elektronikverhangenen Hymnen ordnen sich stets einem größerem Anspruch unter. Sachte verschachteln sich die unterschiedlichen Styles und Bauarten der Lieder, treffen mit Leichtigkeit und Zielsicherheit ins Schwarze. Sie schaffen den Ausgleich zwischen Ruhe und Intensität, finden einen guten Mittelweg zwischen Neuem und Alten und verwandeln kühle Elektronik in warme organische Sounds.

Nach Eigenaussage soll es genau darum gehen Gleichgewicht und Ungleichgewicht gegeneinander auszuspielen, Regeln und Systeme von elektronischer Musik aufzumachen und neu zu ordnen. Zugrunde liegt ein Ort, an dem nachgedacht werden kann, ein Ort, der im Zentrum des Geschehens, einer Stadt liegt und doch so weit von der Realität entfernt ist, um dem Eigenen, dem Neuen Raum zu lassen. Genau so ein Ort ist Breton Labs, die Werkstätte der Band in South East London, eine umgebaute Bank, in der das Künstlerkollektiv seit Längerem Ideen sammelt und diese bisweilen in Filmen umsetzte. So können auch die Sounds als eigentliches Filmmaterial gesehen werden. Breton zoomen die Bestandteile von Musik ganz nahe heran, bis sie sich in einem farbenfrohen Pixelmeer auflösen, um neue Perspektiven zu eröffnen und den Blick auf sehr tanzbare, eingängige Tracks freigibt, die letztendlich, fern ab von Hype und Mysterienüberbau, für sich selber stehen sollten.

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