Oh ja, es gibt einige Bücher, welche die zeitgenössische Kunst im ökonomischen Kontext analysieren.
Diesmal aber hat Isabelle Graw, die Herausgeberin der renommierten Zeitschrift „Texte zur Kunst“, zugeschlagen. Graws selbsterklärter Wunsch ist es, den Marktaspekt der Kunst mit theoretischen Erwägungen zu verschränken. Erstaunlicherweise liest sich dieses Buch im ersten Drittel dann wie ein Lehrbuch der Volkswirtschaft, da und dort unterfüttert mit Beispielen, wie etwa die Selbstvermarktungsstrategie eines Gustave Courbet, der sich nach Horkheimer/Adorno doch nur wieder dem Markt verweigert und damit ins Schwarze trifft. Da wird Kunst als Ware, die keine Ware im eigentlichen Sinne ist, diskutiert, über Symbolwert verhandelt und künstlerische Strategie vorgeführt.
Erst im zweiten Drittel des Buches blickt die Autorin den Players im Kunstbetrieb über die Schulter und analysiert deren komplexe Verstrickungen. Begleitet werden diese Ausführungen von einem moralisierenden Unterton, der sich stellenweise zum kulturpessimistischen Imperativ steigert, etwa in einer berechtigten Kapitalismuskritik. Das Zitieren aus Lifestyle-Medien, und hier sind tatsächlich Gala & Co. gemeint, ist erfrischend, aber als vielversprechender Ansatz dann doch zu flach. Graws Buch ist reich an Beobachtungen und Analysen, deren Anordnung nicht immer durchschaubar ist. Das viele Für und Wider, das Ausdifferenzieren, endet manchmal in der Sackgasse der Indifferenz. Was aber gut funktioniert, ist die Darstellung der künstlerischen Persönlichkeit als Marktfaktor und ihre Einbettung in die Celebrity- Kultur. A-ha-Effekte gibt es beim Lesen genug, der ganze Kunstbetrieb lässt sich dennoch nicht durchblicken, vielleicht ist das aber auch gut so.