Herzog’sches Höhlengleichnis in 3D – Über 30.000 Jahre alte Höhlenmalereien befinden sich in der Chauvet-Höhle im Süden Frankreich. Bilder, die bisher nur ein kleiner Kreis an Wissenschaftlern bestaunen konnte, bringt Werner Herzog nun imposant aufbereitet in die Kinosäle – in 3D.
Über 400 Wandbilder, bis zu 35.000 Jahre alt, durch einen Felssturz konserviert und lange Zeit im Verborgenen geblieben – die Chauvet-Höhle im Süden Frankreichs, erst 1994 entdeckt, hat wohl so manchen Archäologen zum Korkenknallen animiert. Keine mindere Sensation, dass dieses Kulturerbe, bisher nur einigen wenigen Wissenschaftlern zugänglich, nun für ein breites Publikum sichtbar wird. Werner Herzog sei Dank, der exklusiven Zutritt bekommen hat, um darüber einen Dokumentarfilm zu machen. Trotz erschwerter Drehbedingungen nahm er diese Chance zum Anlass, selbst erstmals mit 3D zu experimentieren und führt damit in Zeiten halbherziger Blockbuster-Nachbearbeitungen bildgewaltig vor Augen, wofür diese Technologie eigentlich gedacht sein sollte und was sie kann. Herzog tastet die Wände mit akribischer Sorgfalt ab. Langsame Kamerafahrten (ausgeführt von Stammkameramann Peter Zeitlinger) bringen die abgebildeten Bären, Pferde und Höhlenlöwen scheinbar in Bewegung. Kinosaal und Höhle fusionieren zu einem Raum. Seinen Off-Kommentar nutzt Herzog dabei nicht nur, um Hard Facts synchron zu den Bildern zu liefern. Er lässt sich dazu hinreißen, über die Menschheit zu sinnieren, fragt sich anhand der Malereien, was unsere Urahnen geträumt und gefühlt haben könnten, was unvermeidbar zur großen Frage führt: Was macht den Menschen zum Menschen? Zugegeben, das kann einem bald zuviel der philosophischen Überschläge werden. Oder eben nicht. Herzog-Fans werden wohl ihre Freude am Off-Text des gebürtigen Bayern haben, dessen starke Akzentuierung allein schon Unterhaltungswert verspricht. Außerhalb der Höhle geht die Entdeckungsreise weiter. Wir lernen skurrile Charaktere wie den Parfümmeister Maurice Maurin kennen, der versteckte Höhlen zu erschnuppern weiß. Am Ende landen wir vor einem Becken mit zwei Albino-Alligatoren: In ihre Spiegelungen verloren, wirft Herzog fast salopp ein Gleichnis in den Raum, das uns Menschen schließlich in einem nicht allzu schmeichelhaften Licht dastehen lässt. Soweit muss es wohl kommen, wenn man den Gedankenzügen Werner Herzogs folgt.