Während das bayrische Duo ihre globalen Bass-Einflüsse auf ihrem Debüt noch größtenteils durcheinanderschreien ließ, schiebt ihr zweites Album fast schon gesittet in Richtung Dancefloor.
Der Sound von Schlachthofbronx bleibt grundsätzlich eine wilde Mischung. Electro, Dancehall, Booty Bass, Ghetto Tech, Tribal House, Kuduro, Baile Funk, Cumbia und was sonst noch in aller Welt die Hüften ausrenkt, wird auch hier wieder miteinander verschränkt. Funktionalität bleibt der Primat von Schlachthofbronx und da überrascht es auch nicht, wenn sich plötzlich mehr Techno und besonders Juke unter ihr Sortiment mischt. Das tanzwütige Stiefkind von Chicago House drang nach Jahren als brodelnde Jugendkultur 2010/11 endlich nach Europa durch. Labels wie Planet Mu nahmen den zappeligen Sound bei sich auf (siehe DJ Spinn, DJ Rashad, DJ Nate oder Bangs & Works Vol. 1 und 2). Dass dieses Subgenre für die beiden Münchner ein gefundenes und wahrscheinlich längst observiertes Fressen ist, lässt sich bei Stücken wie »That G-String Track«, »Every Day Of The Week feat. DJ Assault« oder »Waistline« nachhören. Gleichzeitig klingen auf »Dirty Dancing« folkloristische Melodien klarer durch als zuletzt, wenn auch diesmal auf bayrische Blasmusik als Sample-Grundlage eher verzichtet wurde. Die beschwingten Akkordeons bei »Juego feat. Double J« oder die sanfte Ukulele bei »Apizaco« dürfen für sich sprechen. Anders als bei ihrem selbst betitelten Debüt (2009), brettern die bunten Einflüsse weniger aneinander. 2012 wandeln Schlachthofbronx ihre Reibungsflächen in differenzierte und geschmeidige Club-Konzentrate, die schrille Sirenen kaum noch brauchen. Denn nach unermüdlichen Touren weltweit und zahlreichen EPs bei Bass garantierenden Labels wie Man Recordings oder Mad Decent haben sich die Münchner ihre eigene Souveränität erspielt. Ihre Kompositionen sind zwar immer noch randvoll mit Samples, gleichzeitig spricht aus ihnen die Gelassenheit erfahrener Produzenten. Schlachthofbronx verstehen ihren eigenen kruden Kosmos immer präziser zu modulieren. Auch wenn ihr Sound über die Jahre an Originalität eingebüßt hat, neben vergleichbaren Acts wie Diplo, Buraka Som Sistema oder Modeselektor geben sie in Sachen Bounce nach wie vor den Ton an.