Schräge Strandhymnen aus dem Mississippi-Delta: Neo-Psychedelia und 80er-Disco-Rhythmen laden zu einem klebrig süßen Wellenbad ein.
Schräge Strandhymnen aus dem Mississippi-Delta: Der 27-jährige Südstaaten-Weirdo Dent May zelebriert eine Neuauflage des „endless summer“ und mischt auf seinem zweiten Album “Do Things“ 60s Psychedelia, Barbershop-Gesänge und Disco zu einem eigenwilligen Destillat aus schwelgerischen Beach Boys-Harmonien und klirrenden Electropop zusammen. Der auf dem als Sammelbecken für experimentelle Indiemusik bekannten Brooklyner Hipster-Label Paw Tracks unter Vertrag stehende Musiker hat die Erwartungen auf “Do Things“ bereits im Vorfeld ziemlich hochgeschraubt. Nichts weniger als sein Opus Magnum, das “Pet Sounds für die Smirnoff-Ice Generation“ solle das Album werden, ließ er über seinen Twitter-Account verlautbaren. Herausgekommen ist dabei ein Stück Musik, das zwar sehr Zeitgeistig klingt, dem aber der substantielle Tiefgang fehlt.
Im Alleingang zwischen Schlafzimmer und Holzhütten-Studio eingespielt, tragen Stücke wie “Don‘t Wait Too Long“, “Home Groan“ oder „Best Friend“ alle Insignien in sich, die für cinemaskopischen Breitband-Pop stehen. Honigtriefende Gefühls-Chöre reiten auf Wellen sonnengebräunter Synthesizer-Melodien, ein Drumcomputer steuert dazu 80er Jahre Toy-Electronica-Rythmen bei. Man stelle sich einen gewagten Disco-Remix aus Beach Boys, Panda Bear und Bee Gees Singles vor, um ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie “Do Things“ klingt. Die Surf-Psychedelia legt dabei einen weiten Weg vom Mississippi an die Strände Südkaliforniens zurück und nimmt bis dorthin jeden zwielichtigen Anhalter mit, der ihr über den Weg läuft: Country, Samba und Funk dürfen dabei ebenso wenig fehlen wie Camp, Kitsch und Hillbilly-Folklore. Der musikalischen Landkarte folgend, bezeichnet sich die Ein-Mann Kapelle Dent May nicht von ungefähr als „wedding reception band on acid“. Stets zeichnet ein gar zu süß anmutender, ungezügelter lyrischer Optimismus manche aus Ecken heimlich hervorlugenden, dunklen Zwischentöne weich. “When you were young what did you fantasize your life would bring?“ heißt es etwa in “Rent Money“ – aber anstatt der verlorenen Adoleszenz melancholisch nachzuweinen, schießen in Folge Regenbögen aus den Lautsprechern: “Don‘t wait for it to come, you‘ve got to stand up and do your thing!“
Das größte Problem der Platte ist allerdings genau das, was sie auch von genreverwandten Produktion hervorhebt: So sehr man sich bemüht, die dröhnende, neonfarbene 80er Disco-Maschine nervt auf fast jedem Track mehr, als sie gut tut. Positiv hervorzuheben sind in diesem Kontext die Stücke “Wedding Day“ und “Parents“ – hier mengt sich der Disco-Beat in angenehmen Stimmungsbögen dem Klanggemisch bei, ohne allzu sehr auf sich zu deuten. Mehr Subtilität im Umgang mit den verschiedenen musikalischen Einflüssen hätte allerdings so manchem Song mehr Größe verliehen.