Dort wo eigentlich Lust sein sollte, muss sie nicht zwangsläufig stattfinden. Diese Erfahrung hat Nathan nur allzu oft gemacht. Von ersten sexuellen Ahnungen in der Kindheit über seine Studententage bis hin zur Gegenwart als Ressortleiter einer Tageszeitung rekapituliert er seine erotischen Erfahrungen und daneben sein Leben. Er beginnt, all die Turnerei in den Betten der […]
Dort wo eigentlich Lust sein sollte, muss sie nicht zwangsläufig stattfinden. Diese Erfahrung hat Nathan nur allzu oft gemacht. Von ersten sexuellen Ahnungen in der Kindheit über seine Studententage bis hin zur Gegenwart als Ressortleiter einer Tageszeitung rekapituliert er seine erotischen Erfahrungen und daneben sein Leben. Er beginnt, all die Turnerei in den Betten der Bundeshauptstadt als eine Suche nach Erlösung zu begreifen, deren Vollendung in der Realität nicht stattfinden kann. Ein recht durchschnittliches Leben mit den durchschnittlichen Abenteuern und Demütigungen mündet in einer Sinnkrise, die Nathan auf der Couch einer Therapeutin und in noch längeren Sitzungen in einer speziell präparierten Badewanne aufzuarbeiten versucht. Daneben gibt sich der Autor zahlreichen Exkursen hin, die oft wenig originell, manchmal aber umso klarsichtiger sind. Etwa wenn es darum geht, dass die Nachkriegsgeneration als Werbezielgruppe erst zu jung und dann übergangslos zu alt war; oder um „dieses lächerliche mit der Zunge über die Oberlippe streichen“ in den Pornofilmen, die für Nathan nur ein möglicher Beweis dafür sind, dass niemand wirklich Lust ausdrücken kann. Robert Menasses neuer Roman ist sicher kein monolithisches Hauptwerk, aber ein leichtfüßig und nicht selten witzig erzähltes Zeugnis österreichischen Lebens und Liebens in den letzten Jahrzehnten.