Das Leben ist keine Brigdepartie
Auf kleinerer Angriffsfläche erprobt Fitzgerald in seinen Meistererzählungen Ideen, die ganze Romane ausbauen könnten. Er unterfüttert wie kein anderer die Exzesse der Lost Generation mit gemeiner Ironie Der Schriftsteller legt leichtfüßig eine kesse Sohle aufs Parkett. Skandalöse junge Frauen geben sich kühl und unmoralisch. Sie tragen das Haar kurz und lassen um sich werben. Das Tanzen und der Trinken ist endlos, Untreue und Brunft dominieren das Scheinweltzeitalter. Die Golfplatzdekadenz lebt Exzess auf der Kleinstadtveranda, zeigt sich kokett am Countryclub-Ball und beim Tennistunier. Sie spiegelt aber gleichzeitig Oberflächlichkeit und die Vergänglichkeit der menschlichen Schönheit wieder. Die Etikette leidet unter den Umwalzungen der Zeit, Techtelmechtel in Kriegszeiten lockern die Moral. Zwar lässt der Autor den amerikanischen Traum vom großen Geld in Erfüllung gehen, er zeigt aber auch nüchterne Erwachen danach. Denn wie heißt es so schön, und auch schon damals: Glück im Spiel und Pech in der Liebe. Der Autor nimmt Abstand von Schwarzmalerei, er deutet an. Jede Story desillusioniert auf eine andere Art und Weise. Zwischen Sehnsucht und Wehmut bilden sich Verkrustungen eines unnatürlichen Lebens. Die Leichtigkeit haben alle fiktiven Figuren gemein und sie ist trügerisch. Prickelnd wie die Champagner-Cocktails in der Hotelbar liest sich es sich von Glücksbegüterten. Doch so sehr die Glamourwelt im Glas perlt, schal ist der Nachgeschmack. Substanzloses Partying hinterlässt die Säure der Entwurzelung. Die seekranke Gesellschaft erleidet Schiffbruch. Erzählerischer Realismus schickt sich an als Vintage-Literatur zur sommerlichen Zerstreuung zu dienen. Man geselle sich zu Martini und Liegenstuhl und ignoriere fein den zukünftigen Katzenjammer nach dem Börsencrash.