Junge Vögel: Die Raritäten-Anthologie aus den Anfangstagen der isländischen Experimentalisten zeigt eine Band, die dabei ist zu ihrem eigenen Sound zu finden.
Junge Vögel sind aus ihren Eiern geschlüpft – und trällern gar wundersame Lieder aus vergangenen Zeiten. Wer auf frischen Múm-Output wartet, muss an dieser Stelle leider weiterwarten. Neu ist auf “Early Birds“ nämlich gar nichts. Die fünfzehn Titel der Platte stammen aus der Zeit zwischen 1998 und 2000 und stellen die ersten Flugversuche der isländischen Experimentalpopvögel dar. 7“ Vinyl-Raritäten, Liveaufnahmen und Demos werden hier chronologisch aneinandergereiht. Dabei lässt sich eine kontinuierliche Entwicklung hin zu dem Sound ablesen, den man von Múm mittlerweile gewohnt ist. Während sich die ersten Tracks als aufgekratzt-ambitioniertes Indie-Frühwerk outen, driften die Songs gegen Ende mehr in jene Richtung von verspielten Ambient-Collagen ab, wie man sie auch von dem Debütalbum “Yesterday Was Dramatic – Today is OK“ kennt.
Highlights der Sammlung sind das melancholische Electropop-Duett “Hvernig ßa ao saera vini sína“, das hymnische Instrumental „lalalala blài hnötturinn“ sowie die Dub-Exegese “Volkspark Friedrichshain“. Die Songs reflektieren die Entwicklung der Band vom die eigenen Grenzen auslotenden Indie-Pop Duo zum experimentierfreudigen Kopfmusik-Quartett. Zwischen minimal music, field recordings und Jangle-Pop-Elementen destilliert sich still und heimlich so etwas wie die typische melodieverliebte Múm-Signatur heraus. Dabei wirkt das Album als Ganzes stärker als dessen Einzelteile: Viele der Tracks sind mehr als Ideen, Spielereien und Klangforschungen denn als wirkliche Songs zu verbuchen. Was “Early Birds“ dennoch zu einem interessanten Hörerlebnis erhebt: Vom ersten bis zum letzten Titel kann man die Band dabei beobachten, wie sie allmählich zu ihrem eigenen Sound findet.