Enjoy The Silence Vol. 2

Sanfte Stille, pure Ruhe


Der Ausklang eines Tons bis zum Ertönen des nächsten ist ein Übergang von Stille zu Klang. Doch selbst dieser kann ruhig und friedlich, fast fließend wirken, wie im Falle dieser Compilation.

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Ambient hat seit Grand-Daddy Brian Eno eine lange Tradition und Geschichte. Früher, als Techno und Drum’n’Bass salonfähig, also clubtauglich wurden, gab es in Clubs häufig Chill-Out-Bereiche, in die man sich zum Plaudern, Durchschnaufen und Abtauchen zurückzog. Meist liefen dort sphärische, langgezogene Klänge, Percussions und Drumpatterns hingegen standen im Hintergrund, waren maximal fein gewobene Hängematten, die Halt im klanglichen Treibsand gaben. Nach Jahren der Verdammnis – meistens lief einfach überall Techno, von den Maximalen (Electroclash, Neotrance, Newrave) bis zum Minimalen –, erfährt Ambient heute eine Art Renaissance im Clubkontext.

Mule Electronic, die seit Jahren dafür sorgen, dass uns konstant hochklassige, weil nahezu außerzeitliche Releases überraschen, bringen nun ihren Compilation »Enjoy The Silence Vol.2« heraus. Elf Stück, jedes für sich verzaubernd, die sanft zum Aufhorchen überreden, ohne dabei laut zu werden und beinahe surreal die Weiten zwischen zwei Tönen öffnen, in denen eigentlich Stille herrscht. Hier geben sich alte Labelkollegen wie auch Neuzugänge Streicher, Pianos, Bläser, organische Patterns und Emotionen in die Hand, die allesamt willentlich ineinander greifen, ohne dabei platt zu wirken. Ob Lawrence, Koss, NSI, Glitterbug, Seltene Erden oder Sebastian Mullaert – sie alle verstehen es, die Tradition dieses oft als fade verschrienen und doch so komplexen Handwerks ins Jetzt zu transponieren. Selbst die Reihenfolge der Tracks macht mehr als Sinn. Einen Höhepunkt bildet der Terre Thaemlitz-Remix für John Cages Stück »Fagjazz Study For 12 Mode Sources And 6 Additions«, wodurch ein historischer Bogen gespannt wird, der den Einfluss dieses Komponisten auf die elektronische Musik der Neuzeit untermauert. »Enjoy The Silence Vol. 2« putzt die mechanische Wärme analoger Instrumente hervor und macht daraus einen zeitlosen Soundtrack für mantraartige Mondreisen ohne Räucherstäbchen, aber inneren Tiefgang. Der krönende Abschluss kommt von dem schwedischen Produzenten Porn Sword Tobacco. Sein Stück »Always« schwankt durch das Klavier und dem Orgelspiel auf dem repetitiven Low-Fi-Beat zwischen Glückseligkeit und tiefer Trauer. Endlich habe ich die Nummer gefunden, welche zur Niederlegung meiner Gebeine ertönen soll. Pathos pur!

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