Kino Kontrovers 1: Ganz Groß: Autor Dries gründet mit drei abgewrackten Sozialfällen eine Punkband, genießt deren Leben im Abgrund reißt den Zuseher mit in eine dreckige und intensive Satire.
Koen Mortier entwirft vor dem Zuseher ein Breitbild menschlicher Absonderheiten und reißt ihn mitten hinein in den Abgrund: Der erfolgreiche Autor Dries gründet mit den Sozialfällen Koen, Jan und Ivan die Punk-Band Feminists. Koen verbringt seine Freizeit damit Frauen blutreich zu verprügeln, Jan hat einen verkrüppelten Arm und lebt auf einem Hof mit seinen Eltern, wo seine Mutter den Vater ans Bett gefesselt hat. Und der taube Ivan haust mit Freundin und Baby streitend im Drogennebel. Mortier belässt es nicht bei dieser Ausgangssituation, sondern ist den ganzen Film über darum bemüht, jedes mögliche Tabu zu brechen. Er kommt damit ziemlich weit, beschränkt sich aber nicht auf Ansammlung von Störungen und Oberflächlichkeiten, sondern schafft dadurch einen Bilder- und Tonrausch von selten erlebter Intensität. Zum Höhepunkt des Films nehmen die Feminists mit einer Devo-Coverversion an einem Bandwettbewerb teil und während die Musik anhebt, teilt sich die Menge vor Dries. Mortiert verbindet seine Boshaftigkeiten zu einer Satire verziert mit allerlei Einfällen wie auf den Kopf gestellten oder rückwärts laufenden Bildern, die überdurchschnittlich gut funktionieren. Unterstützt werden sie von einem lauten Soundtrack mit Mogwai und anderen feinen Bands. »Es Drummer« ist kein Sozial-Drama, sondern eine unglaublich schnelle, absurde und sehr witzige Abfahrt in den Abgrund: Böse, brutal, dreckig, inteligent und humorvoll. Vor allem aber: Intensiv.